Weiterbildungsmöglichkeiten: Formen, Perspektiven und Kosten
In Umfragen der Industrie und Handelskammer geht deutlich hervor, dass Weiterbildungen wirken. So geben 74 % der Absolventen in den DIHK und IHK Erfolgsumfragen an, neue Verantwortungen zu übernehmen oder eine höhere Position erzielt zu haben.

Wahl der Weiterbildungsmöglichkeiten, Erfolgsfaktoren und Qualitätsmerkmale der Anbieter sind für diesen Erfolg entscheidend. Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es? Wie unterscheiden sich Weiterbildungen und Fortbildungen? Welche Kosten, Förderungen und Qualitätsmerkmale sind für eine erfolgreiche Weiterbildung entscheidend?
Weiterbildungsmöglichkeiten im Überblick
Eine Weiterbildung bezeichnet berufliche Bildungsmaßnahmen, welche neue Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt schaffen oder vorhandene Chancen verbessern. Dies erfolgt, indem Personen mit passenden Qualifikationen vor einer Kammer wie der Industrie- und Handelskammer oder der Handwerkskammer Prüfungen ablegen und das erforderliche Niveau beweisen.
In Seminaren privater Anbieter wird auf diese Prüfungen vorbereitet. Zwar sind Vorbereitungskurse und Seminare für die Teilnahme nicht erforderlich, doch empfehlen auch die Kammern selbst die Teilnahme und bewerben Weiterbildungsseminare. Anerkannte Weiterbildungsseminare sind förderfähig und somit auch staatlich als sinnvolle Maßnahme anerkannt.
Weiterbildung und Fortbildung heute kaum Unterschied
Im Berufsbildungsgesetz taucht das Wort Weiterbildung nicht auf - man spricht dort ausschließlich von Fortbildungen und regelt damit berufliche Bildungsmaßnahmen, die von der Bundesagentur für Arbeit (z. B. im Informationsportal Berufenet) als Aufstiegsweiterbildung kategorisiert werden.
Erklärungsansätze definieren Weiterbildung im Sinne der Ausbildung im System der höher qualifizierenden anerkannten Abschlüsse und Fortbildungen dagegen als weniger konkret berufsspezifisch oder als geeignet für den Erwerb spezifischer Qualifikationen.
Weiterhin erfolgt die Prüfung dieser “Fortbildungen” nicht staatlich. Beispiele dafür wären Kurse wie: “Seminar für Stresskommunikation” oder “Coaching Leadership”. Ein beruflicher Aufstieg ist mit diesen nicht möglich, es erfolgt keine Höherqualifizierung nach DQR.
In der Praxis werden die Bezeichnungen heute vermischt: Die IHK selbst verwendet beide Begriffe fast identisch, beispielsweise für die Beschreibung der Aufstiegsfortbildungen wie Fachwirt oder Industriemeister. Auf der IHK-Homepage findet sich unter “Weiterbildungsstatistiken” z. B. die Fortbildungsstatistik 2020. Zum jetzigen Zeitpunkt bietet auch die Bundesagentur für Arbeit keine Abgrenzung der Begriffe an.
Weiterbildungsmöglichkeiten nach Bundesagentur für Arbeit
Konkrete Weiterbildungen für einen Beruf nennt die Bundesagentur für Arbeit dagegen im online Informationszentrum Berufenet. Eine konkrete Empfehlung für die individuelle Laufbahn erfolgt nicht: Ob sich eine Weiterbildung eignet, müssen Bewerber anhand der Voraussetzungen und Ziele der Seminare und Prüfungen selbst ermitteln. Wir stellen die Weiterbildungsmöglichkeiten hier kurz vor.
Berufliche Bildung
Berufliche Bildung ist nach Berufsbildungsgesetz streng geregelt und versteht sich als ergänzendes Angebot zu akademischen Studiengängen. Grundlegend unterscheidet der Informationsdienst Berufenet zwischen Aufstiegsweiterbildungen und Anpassungsweiterbildungen.
Aufstiegsweiterbildung
Sie wollen sich beruflich verbessern: neue Perspektiven, leitende Aufgaben und mehr Verantwortung, die mit einem besseren Gehalt belohnt wird. Die Aufstiegsweiterbildung eignet sich für alle, die Ihr Niveau verbessern und beruflich aufsteigen wollen.
Mit der erfolgreichen Aufstiegsweiterbildung erlangen Sie ein höheres Niveau auf dem Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) - das ist beispielsweise dann möglich, wenn die duale Ausbildung abgeschlossen wurde und ein Jahr Erfahrung im Beruf vorhanden sind bzw. Während die Seminare gesammelt wurden.
Ziel der Aufstiegsweiterbildung
- Niveau 6 (Bachelor Professional) oder 7 (Master Professional)
- Vermittlung und Prüfung spezifischer Fachkenntnisse für Aufgaben bzw.
- Tätigkeiten mit Führungs- und Managementcharakter
Vorteile
- höherer Abschluss wird erlangt
- in Deutschland und Europa akzeptiert
- Abschlüsse auf Bachelor oder Masterniveau
Nachteile
Karriere und Aufstieg sind nie garantiert. Individuelle Faktoren spielen immer eine Rolle. Die Mehrheit der Absolventen berichtet jedoch von Verbesserungen.
Beispiele für Abschlüsse
- Fachwirt: Wirtschaftsfachwirt, Industriefachwirt, technischer Fachwirt
- Industriemeister: Industriemeister Elektrotechnik, Industriemeister Chemie
- Betriebswirt: Technischer Betriebswirt, Betriebswirt
- Techniker: Meister Elektrotechnik
Anpassungsweiterbildung
Anforderungen in Berufen ändern sich durch den technischen und wirtschaftlichen Wandel. Mit einer Anpassungsweiterbildung soll Arbeitskräften die Chance erhalten, ihre vorhandenen Fähigkeiten zu erweiter.
Kursziel ist nicht die Höherqualifizierung nach DQR, sondern eine Auffrischung der Kenntnisse. Möglichkeiten dafür bestehen nach langer Arbeitslosigkeit oder drohenden Veränderungen. Oft lohnt sich das dann, wenn die Ausbildung länger zurückliegt.
Beispiele dafür sind ein Elektroniker, der sich auf Solartechnologie spezialisiert oder ein Groß- und Außenhandelskaufmann, der auf die neuen Anforderungen des geänderten Berufsbildes Groß- und Außenhandels Management vorbereitet wird.
Vermittelt werden diese Anpassungsweiterbildungen durch die Bundesagentur für Arbeit.
Ziel der Anpassungsweiterbildung
- Verbessern der Chancen auf dem Arbeitsmarkt
- Anpassung des Wissens nach neuen Möglichkeiten
- Neuorientierung im Berufsbild auf bestehendem Niveau
Vorteile
- neue Möglichkeiten ohne komplette Neuorientierung
- Auffrischung der Kenntnisse und Fertigkeiten
- Wiedereingliederung in Arbeitsmarkt wird ermöglicht
Nachteile
Es erfolgt keine Höherqualifizierung.
Akademische Bildung
Neben der Weiterbildung ist akademische Bildung bzw. universitäre Bildung ein Teil des tertiären Bildungsbereichs in Deutschland. Als Weiterbildungsmöglichkeit wird die akademische Bildung von der Bundesagentur für Arbeit gewertet, wenn Sie Personen in einer vorhandenen beruflichen Laufbahn höher qualifizieren soll.
Die Ausbildung und berufliche Tätigkeit kann dabei Wissen vermitteln, welches für die Bewerbung zum Studium ohne Abitur über den dritten Bildungsweg qualifiziert und auch die abgeschlossene Aufstiegsweiterbildung auf Niveau 6 des DQR, also als Fachwirt, Meister oder Techniker, qualifiziert für das akademische Studium.
Vergleich Studium und Weiterbildung
Mit dem dualen Studium als Hybrid zwischen Ausbildung und Universität verschwimmen die Grenzen zwischen der beruflichen und akademischen Bildung. Die berufliche Bildung an sich mit dem Bachelor Professional und Master Professional erzeugen ebenfalls vergleichbare Niveaus.
Personen mit Ausbildung und Berufserfahrung können bessere Chancen in Unternehmen haben als ein reiner akademischer Bachelor ohne jegliche Berufserfahrung. Ein Masterstudium an der Universität gilt dagegen in einigen Bereichen als besonders gefragt.
Grundlegend sind mit beruflicher und akademischer Bildung lohnende Karrieren zu erzielen. Der akademische Werdegang kann als theoretischer gewertet werden - Industriemeister Chemie, die die Umsetzung eines Projektes planen, tun dies unter anderen Gesichtspunkten als studierte Chemikanten. Für den Erfolg in der Industrie sind beide notwendig, kontrollieren und optimieren sich gegenseitig.
Ziel der Bildungsmaßnahme
- akademischer Bachelor oder Masterabschluss
- eventuell akademische Karriere
Vorteile
- gezielte und umfangreiche Aneignung theoretischen Wissens
Nachteile
- berufliche Verbindung muss bei vielen Studiengängen separat geschaffen werden
- Anforderungen nicht wie Aufstiegsweiterbildung auf Ausbildungsabsolventen zugeschnitten
Entscheidungskriterien für Weiterbildung
Die Suche nach der passenden Weiterbildungsform ist die Frage nach den Karrierezielen, persönlichen Bildungspräferenzen und Möglichkeiten der aktuellen Lebenssituation.
Orientieren Sie sich anhand der Möglichkeiten, welche sich für Ihren Ausbildungsberuf bzw. das Berufsfeld ergeben. Das Angebot der Seminaranbieter muss zudem geprüft werden: Wichtig ist, dass erfahrene Seminarleiter in Kursen vorbereiten, welche staatlich gefördert werden.
Erfolgsfaktoren Weiterbildung:
- Erfahrungen im einschlägigen Beruf vorhanden,
- die Tätigkeit nach Weiterbildung deckt sich mit Interessen,
- der Abschluss verspricht nachvollziehbar eine Verbesserung,
- Anforderungen passen zu individuellen Fähigkeiten
- Seminarablauf und Finanzierung Alltag integrierbar
Qualitätsmerkmale Anbieter
- Abschluss wird konkret von Bundesagentur für Arbeit und den Kammern beschrieben
- Lerninhalte der privaten Anbieter entsprechen den Prüfungsinhalten der Kammern
- Kurse sind offiziell förderfähig
- Bewertungen und Erfahrungen von Absolventen sind nachvollziehbar
- Kursinhalte, Kosten, Ablauf und Förderung werden transparent kommuniziert
Kosten und Förderung: Seminare und Prüfung
Die Weiterbildung ist bei erfolgreichem Abschluss eine lohnende Investition in die Karriere. Absolventen berichten von Verbesserungen des Gehalts sowie im Berufs- und Privatleben.
Kosten für Weiterbildungsmöglichkeiten können sich unterscheiden. Bevor Sie sich für einen Anbieter entscheiden, müssen Sie transparent über die Kosten und den möglichen Anteil der Förderung aufgeklärt werden.
Mögliche Förderungen für Weiterbildungen
Aufstiegs-BAföG (früher: Meister-BAföG)
- 50 % der Förderung als Zuschuss, 50 Prozent Bestehenserlass des Darlehens
- bis maximal 15.000 Euro
- gebunden an Förderbedingungen
- Unterstützung bei Beantragung im Seminar von lessons2go
Weiterbildungsstipendium (Begabtenförderung)
- maximal 25 Jahre Alter der Bewerber
- Mindestens Note 1,9 (87 Punkte) in Ausbildung
- bis maximal 8.100 Euro
- Auswahlverfahren entscheidet, ob Förderung möglich
Aufstiegsstipendium (Begabtenförderung)
- Für akademischen Werdegang nach beruflicher Weiterbildung
- Mindestens Note 1,9 (87 Punkte) Ausbildung
- Mindestens Note 1,9 (87 Punkte) Aufstiegsfortbildungsprüfung
- bis 225 EUR pro Monat
- Auswahlverfahren entscheidet, ob Förderung möglich
Aufstiegsbonus (Meisterprämie)
- erfolgsabhängige Förderung
- in Landesrecht geregelt
- für Bachelor Professional und Master Professional
- aktuell 1.000 EUR bis 4.000 EUR