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Kein Job nach dem Studium? So gelingt der Berufseinstieg

Wenn du gerade dein Studium beendet hast oder kurz davor stehst, magst du dich vielleicht fragen, wie es weitergeht. Du bist nicht allein mit diesen Gedanken.

In Deutschland waren in den Wintersemestern von 2000 bis 2010 etwa 2 Millionen Studierende an Hochschulen eingeschrieben. Seit 2010 ist diese Zahl sogar auf knapp 3 Millionen Studierende angewachsen. Das bedeutet, dass jedes Jahr Hunderttausende von Absolventen wie du den Schritt in die Arbeitswelt wagen.

Eine kürzlich durchgeführte Studierenden-Umfrage, veröffentlicht vom Statista Research Department am 27. Oktober 2023, gibt Aufschluss darüber, wie Absolventen verschiedener Studiengänge ihren Arbeitsmarkteinstieg einschätzen. Die Ergebnisse sind aufschlussreich: Während 64% der Medizinstudierenden zuversichtlich sind, schnell einen passenden Job zu finden, sind es in den Ingenieurwissenschaften und der Informatik 53%. In Jura und den Sozialwissenschaften liegt die Zuversicht bei etwa 47%, in den Wirtschaftswissenschaften bei 41%. Bei Studierenden der Geistes- und Kulturwissenschaften sind es nur etwa 25%.

Diese Zahlen zeigen, dass selbst in vermeintlich sicheren Bereichen wie der Medizin nur zwei Drittel der Befragten von einem zügigen Berufseinstieg ausgehen. In Fachbereichen wie Jura und Sozialwissenschaften fühlt sich nur knapp die Hälfte sicher, und in den Geistes- und Kulturwissenschaften sinkt diese Zuversicht auf rund ein Viertel.

Was bedeutet das für dich? Zunächst einmal, dass Unsicherheit und Sorgen um den Berufseinstieg normal sind und viele teilen. Aber es bedeutet auch, dass es Wege und Strategien gibt, um diese Herausforderungen zu meistern. In diesem Artikel erfährst du, wie du dich optimal auf den Berufseinstieg vorbereiten kannst, welche Ressourcen dir zur Verfügung stehen und wie du deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt maximieren kannst.

Vom Studienalltag ins Berufsleben - wie gelingt der Berufseinstieg?

Trotz der Herausforderungen, die viele Absolventen beim Übergang vom Studium in die Arbeitswelt erleben, gibt es auch positive Nachrichten, die Hoffnung machen. Laut aktuellen Statistiken der Bundesagentur für Arbeit zeigt sich ein ermutigendes Bild für Akademiker auf dem Arbeitsmarkt.

Zunächst ist es wichtig zu erwähnen, dass die Zahl der arbeitslosen Akademikerinnen und Akademiker im Jahr 2020, bedingt durch die Corona-Pandemie, einen deutlichen Anstieg auf 238.000 verzeichnete – ein Hoch, das seit über einem Jahrzehnt nicht beobachtet wurde. Diese Zahl war ein deutlicher Anstieg um 51.000 im Vergleich zum Vorjahr. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Diese Zahl konnte in den folgenden Jahren teilweise wieder reduziert werden. Im Jahresdurchschnitt 2022 waren 205.000 Personen mit akademischem Abschluss arbeitslos gemeldet. Das sind zwar 17.000 mehr als im Jahr 2019, aber immerhin 17.000 weniger als im Vorjahr.

Ein besonders ermutigender Aspekt ist die Akademiker-Arbeitslosenquote. Diese sank im Jahr 2022 auf 2,2 Prozent, verglichen mit 2,4 Prozent im Vorjahr. Vor der Corona-Krise, im Jahr 2019, lag sie bei 2,1 Prozent. Diese Zahlen zeigen, dass die relative Arbeitslosigkeit unter Akademikern weiterhin sehr gering ist. In der Wirtschaft wird üblicherweise von Vollbeschäftigung gesprochen, wenn die Arbeitslosenquote bei etwa 3 Prozent liegt. Mit einer Quote von 2,2 Prozent befinden sich Akademiker also weiterhin auf einem Niveau, das als Vollbeschäftigung angesehen werden kann.

Diese Statistiken bieten einen optimistischen Kontrapunkt zu den Sorgen und Unsicherheiten, die viele Studierende und Absolventen bezüglich ihres Berufseinstiegs haben mögen. Sie zeigen, dass trotz temporärer Herausforderungen, wie sie die Corona-Pandemie mit sich brachte, der Arbeitsmarkt für Akademiker stabil bleibt und gute Chancen bietet. Dies sollte Absolventen aller Fachrichtungen ermutigen, mit Zuversicht und Engagement ihren Weg in die Arbeitswelt zu gehen.

Merkblatt - Arbeitslos nach dem Studium

Das Studium steht kurz vor dem Ende? Keine Panik! Diese Rechte genießen Studenten, egal ob Bachelor, Master oder ohne Abschluss.

Wann und wo arbeitslos melden?

Spätestens nach der Exmatrikulation erfolgt die Meldung bei der Bundesagentur für Arbeit. Sobald ein Datum des Abschlusses feststeht, kann schon Kontakt mit der Bundesagentur für Arbeit aufgenommen werden.

Besteht ein Recht auf Arbeitslosengeld?

Wenn nicht über ein Jahr in die Rentenkasse eingezahlt wurde, besteht kein Recht auf ALG I. Nach dem Studium besteht allerdings Anspruch auf ALG II, auch Hartz IV.

Wer zahlt nach dem Studium die Krankenversicherung?

Die Krankenversicherung wird dann vom Staat gezahlt, wenn sich Bachelor und Masterabsolventen arbeitssuchend melden und der Antrag auf ALG II bewilligt wurde. Erfolgt dies nicht, muss die Krankenversicherung selbst bezahlt werden.

Muss man nach dem Studium jeden Job annehmen?

Nein. Ein Jobangebot muss laut § 2 SGB 2 zumutbar sein. In der Regel erfolgen darum Vorschläge, die zum Profil oder der letzten Anstellung passen. Wann ein Job zumutbar ist, muss dabei individuell geklärt werden.

Kein Job nach dem Studium - Überbrücken schafft Perspektiven!

Sich während des Studiums durch Praktika und Networking entsprechend zu positionieren, verbessert die Chancen, später einen direkten Einstieg ins Berufsleben zu finden.

Wer dies während des Studiums verpasst hat, muss später die Chancen nutzen - auch wenn während der Arbeitslosigkeit bestimmte Regularien zur Arbeitszeit berücksichtigt werden müssen, um nicht die Zuwendungen zu verlieren.

Praktika und Gemeinnützigkeit

Gemeinnützige Ämter und Praktika sind nun die Chance, mit dem sprichwörtlichen Bein in Unternehmen, Museen oder soziale Einrichtungen zu kommen. Praktika und gemeinnützige Tätigkeiten nach dem Studium unterliegen strengen Auflagen. Das Praktikum sollte beispielsweise Fähigkeiten vermitteln, die für das spätere Berufsleben und die Eingliederung in selbiges wichtig sind. Eventuelle Praktika sollten darum mit dem Jobcenter abgesprochen werden, um Sperren zu vermeiden.

Die Bundesagentur für Arbeit bietet grundlegende Informationen rund um das Thema Praktika.

Ausbildung nach dem Studium

Nicht wirklich ein Schritt zurück: Die beklagten praktischen Mängel des theoretischen Studiums können durch eine Ausbildung aufgeholt werden. Studenten genießen die Vorteile, die Ausbildung um bis zur Hälfte - also z. B. von drei Jahren auf 18 Monate - verkürzen zu können.

Die Ausbildung nach dem Studium eignet sich dabei als Erweiterung oder Neuorientierung.

Spezialisierung durch weiterführendes Studium

Bachelorstudenten, die lange keinen Job nach dem Studium finden, wird oft angeraten, sich mit einem Masterstudium weiter zu spezialisieren. Die Vorteile am Bachelor-Master-System bestehen schließlich darin, dass auch übergreifende Angebote bestehen. Ein Bachelor in Geschichte bedeutet also nicht, dass auf eine freie Stelle in einem Museum gehofft werden muss. So kann beispielsweise an einigen Universitäten im Anschluss ein übergreifender Master angestrebt werden, der die berufliche Qualifikation neu orientiert.

Die Studienberatung und die Bundesagentur für Arbeit helfen dabei, durch Spezialisierung besser für den Jobmarkt vorbereitet zu werden und die Chancen auf einen Job nach dem Studium zu steigern.

Fort- und Weiterbildung nach dem Studium

Nach dem Abschluss eines Studiums stehen Absolventen verschiedene Wege offen, um ihre beruflichen Perspektiven zu erweitern und zu verbessern. Eine dieser Möglichkeiten ist die Fort- und Weiterbildung. Insbesondere die Qualifikationen als Fachwirt, Fachkaufmann, Meister und Techniker bieten interessante Chancen.

Fachwirt und Fachkaufmann

Der Abschluss als Fachwirt (z.B. Wirtschaftsfachwirt) oder Fachkaufmann (z.B. Personalfachkaufmann) ist eine attraktive Option für diejenigen, die ihre Kenntnisse in einem spezifischen Bereich vertiefen möchten. Diese Weiterbildungen sind branchenspezifisch und decken ein breites Spektrum ab, von IT über Gesundheitswesen bis hin zu Marketing. Sie ermöglichen es den Absolventen, Managementaufgaben in ihrem Fachbereich zu übernehmen und bereiten sie auf Führungspositionen vor. Darüber hinaus wird durch diese Qualifikationen das betriebswirtschaftliche Verständnis vertieft, was für eine Karriere in der mittleren bis oberen Managementebene von Vorteil ist.

Meister und Techniker

Die Meister- und Technikerweiterbildung (z.B. Industriemeister Elektrotechnik) ist besonders für diejenigen interessant, die in technischen oder handwerklichen Berufen tätig sind. Diese Qualifikationen ermöglichen nicht nur eine höhere fachliche Kompetenz, sondern eröffnen auch Wege in die Selbstständigkeit und Betriebsführung. Absolventen können sich auf diese Weise spezialisieren und ihre Expertise in einem bestimmten Bereich vertiefen. Zudem wird ihnen das nötige Wissen vermittelt, um Ausbildungsverantwortung zu übernehmen und somit zur Ausbildung des Nachwuchses beizutragen.

Betriebswirt oder Technischen Betriebswirt

Für diejenigen, die bereits einen Bachelorabschluss haben und ihre Karrierechancen weiter verbessern möchten, bietet sich die Aufstiegsfortbildung zum Betriebswirt oder Technischen Betriebswirt an. Diese Fortbildungen sind besonders wertvoll, da sie auf dem Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) auf Niveau 7 angesiedelt sind. Dies entspricht dem Niveau eines Masterabschlusses und unterstreicht die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung.

Die Aufstiegsfortbildung zum Betriebswirt oder Technischen Betriebswirt eröffnet den Weg zu höheren Managementpositionen und vermittelt umfassende Kenntnisse in Betriebswirtschaft, Unternehmensführung und spezifischen technischen Bereichen. Diese Qualifikationen sind besonders für diejenigen geeignet, die eine Führungsrolle in ihrem Unternehmen anstreben oder sich auf eine spezialisierte und anspruchsvolle Tätigkeit vorbereiten möchten.

Insgesamt bieten diese Weiterbildungsmöglichkeiten eine hervorragende Gelegenheit, die eigenen Fähigkeiten zu erweitern, die Karrierechancen zu verbessern und sich auf anspruchsvolle und lukrative Positionen im Berufsleben vorzubereiten. Sie sind ein Beweis dafür, dass Lernen und Entwicklung auch nach dem Abschluss eines Studiums weitergehen und dass es viele Wege gibt, die beruflichen Ziele zu erreichen.

Job zur Überbrückung

Umso länger die Arbeitslosigkeit, umso schwerer der Wiedereinstieg: Was wie ein Dogma klingt, bestätigt sich in der Praxis. Nach einem Jahr ohne eine geregelte Tätigkeit ist es schwer, sich wieder an einen geregelten Arbeitsrhythmus zu gewöhnen. Auch das Selbstwertgefühl leidet unter der langen Arbeitslosigkeit.

In einem Nebenjob oder Hauptberuf einer Tätigkeit nachzugehen, die keine höhere Bildung erfordert, klingt finanziell unattraktiv, doch ist es von Vorteil, einen Bezug zum Berufsleben, gute KollegenInnen und ein geregeltes Einkommen zu pflegen. Zudem bevorzugen Arbeitgeber die Einstellung, lieber einem Job nachzugehen, der nicht sehr gut zum Profil passt, als "einfach arbeitslos" zu sein. Die berufliche Tätigkeit sorgt zudem dafür, dass man sich selbst nicht aufgibt und in ein Loch fällt, wie es mit einer langen Arbeitslosigkeit vorkommen könnte.

Selbstständigkeit

Freelancer und Selbstständige sind stark vom eigenen Mindset abhängig. Moderne Möglichkeiten, auch dank des Universitätsabschlusses gut bezahlte Aufträge zu erhalten, einen eigenen Webshop aufzubauen o. Ä., erleichtern den Einstieg in die Selbstständigkeit. Einfach ist es dennoch nicht - von Krankenversicherung bis Selbstorganisation ist die Eigenverantwortung groß und das Modell der selbstständigen Tätigkeit nicht für jede Person geeignet.

Checkliste Berufseinstieg nach Studium

  • flexibel und proaktiv bleiben
  • in viele Richtungen orientieren
  • sich nicht selbst aufgeben
  • eventuell zweiten Bildungsweg anstreben
  • Praktika und Kurse wahrnehmen
  • Networking betreiben
  • Bewerbungsunterlagen up to date halten
  • Jobs zur Überbrückung nicht scheuen