Umschulung im Alter - der zweite berufliche Frühling ab 50?
Umschulung mit 50 klingt für Sie spät? Über 50-Jährige könnten bald die größte Bevölkerungsgruppe in Deutschland bilden. Diese Chancen hat die neue Mitte. In Entwicklungsländern ist eine große Familie ein Garant dafür, dass im Alter jemand für einen sorgt. In Deutschland soll diese Funktion von der Rentenkasse übernommen werden. Der Unterschied: Kinder und Enkelkinder sagen nicht aller drei Jahre, man solle doch noch ein bisschen länger arbeiten, bis man sich zur Ruhe setzen darf. Das Rentenalter in Deutschland wird dagegen regelmäßig angehoben. Das sei in Angesichts immer älter werdender Menschen fair, sagen Politiker, die sicher keinen einfachen Beruf haben, doch auch selten nachvollziehen können, wie Menschen mit körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten im Beruf alt werden. Wie stehen die Chancen nach einer Umschulung mit 60, Weiterbildung mit 45 oder Fortbildung mit 50?

Umschulung, Fort- und Weiterbildung - So lernt es sich im Alter
Dass wir immer älter werden, ist ein sehr klar messbarer Fakt: Im Jahr 2010 hatten die 40- bis 50-Jährigen mit 16,8 Prozent die Nase in der Bevölkerungspyramide vorn und waren die größte Gruppe. Die Gesellschaft wird immer älter und dieser demografische Wandel hat auch einen Einfluss auf das Alter in Maßnahmen zur Fort- und Weiterbildung. Eine Umschulung mit 50 - was bedeutetet es, im gehobenen Alter noch mal die Schulbank zu drücken? Fällt es Menschen im Alter schwerer, sich für den Arbeitsmarkt fit zu machen, oder lahmt das System aus Regularien, sich auf die Umschulung von 50- und 60-Jährigen einzustellen?
Gründe für eine Umschulung mit 50
Das Ziel einer Umschulung ist es, durch Aus- und Weiterbildung eine neue Tätigkeit zu erlernen und einen neuen Beruf auszuüben. Aufgrund der Erfahrung sind dabei häufig verkürzte Ausbildungswege möglich. Häufige Gründe für eine Umschulung im Alter sind:
Unfälle und Krankheit
Burn-out, Depressionen, Bandscheibenleiden, chronische Rückenschmerzen oder andere physische und psychische Krankheiten können ein Grund für eine Umschulung sein. Menschen die ihr Leben lang als Steinmetz, Schmied oder Schiffsmechaniker arbeiteten, leiden irgendwann unter bestimmten Schmerzen. Und auch sitzende Tätigkeiten können schwerwiegende Folgen haben. Wer einer Tätigkeit aufgrund von gesundheitlichen Gründen weniger als drei Stunden am Tag nachgehen kann, hat meist schon ein Anrecht auf Rente bei voller Erwerbsminderung. Das Ziel der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV) ist dann aber, eine Umschulung mit der Folge der Wiedereingliederung in die Arbeitswelt durchzuführen.
Drohende Arbeitslosigkeit oder Arbeitslosigkeit
Einige Berufe sterben aus und für manche Angestellten mit einem auslaufenden Arbeitsvertrag sind die Chancen auf eine Neuanstellung gleich Null. Auch die Pleite des bisherigen Arbeitgebers kann bedeuten, dass Sie bald ohne Job dastehen und in der Region keine Alternativen finden. Diese Gründe können genügen, um eine Umschulung in Anspruch zu nehmen. In Rücksprache mit der Arbeitsagentur kann der Beruf gewechselt werden. Da dies Kosten bedeutet, gilt es gut vorbereitet und mit konkreten Zielen das Gespräch zu suchen. Wichtig ist es dafür, sich gut über die Möglichkeiten und auch kostengünstige Alternativen zum neuen Erlernen eines Berufs zu informieren.
Unzufriedenheit im Beruf
Der Grund der Unzufriedenheit kann selbst im Alter von 50 noch eine Umschulung bedeuten: Wenn Sie mit ihrem Job unzufrieden sind, weil z. B. zu viel Stress herrscht oder es zu wenig Abwechslung gibt, können psychische Probleme auftreten. Vor allem Menschen ab 50 und älter neigen statistisch dazu, eine Sucht zu entwickeln. So greifen laut TK-Stressstudie über 60-Jährige und Männer häufiger als alle anderen Gruppen zur Entspannung auf Bier, Wein und andere alkoholische Getränke zurück. Bei Unzufriedenheit mit dem Job können auch Weiter- und Fortbildung die Situation verbessern. In Umfragen sagten z. B. 85 Prozent der Absolventen einer Fortbildung zum Wirtschaftsfachwirt, dass der Abschluss ihr Privatleben verbessert habe.
Bildung als Beschäftigungsgarant
Was für eine Umschulung im Alter von 50 bis 60 spricht? Ein Blick auf die Erwerbstätigenquote zeigt, dass mit steigender Bildung die Beschäftigungschancen auch im höheren Alter nicht sinken. Besonders gut haben es Akademiker: In der Gruppe der 50- bis 59-Jährigen gibt es bei ihnen im Vergleich zu jüngeren kaum Unterschiede in der Erwerbstätigenquote.
Umschulung mit 50 und Alternativen
Nicht für alle ist eine Umschulung immer die optimale Wahl. Denn beste Chancen haben Personen, die sich im selben Berufszweig oder in ähnlichen Berufen neuorientieren. Wenn die harte Arbeit aufgrund schwacher Bandscheiben nicht mehr bewältigt wird, gilt es zunächst, nicht den Mut zu verlieren. Möglichkeiten der Umschulung, des zweiten Bildungswegs sind auch im Alter und mit Förderung vom Staat möglich und werden immer häufiger.
Neuorientierung im selben Unternehmen
Sie arbeiten seit vielen Jahren im Unternehmen und man ist sich bewusst, dass ihre Leistung ein Gewinn für alle ist - darum wird man vielleicht auch eine Möglichkeit haben, Sie an einer anderen Stelle im Unternehmen weiter zu beschäftigen. Ein Gespräch mit den Vorgesetzten klärt die Situation vielleicht schon, bevor sie eine Umschulung in Angriff nehmen.
Ausbildung - Umschulung ab 50
Noch einmal die Schulbank drücken? Das ist möglich: Wenn sie z. B. aufgrund von Krankheit oder Alter lieber einer sitzenden Tätigkeit nachgehen wollen, kann Ihre Erfahrung viel Wert sein: Ein Ausbildungsbetrieb findet sich besonders leicht, wenn dieser auf Ihre praktische Erfahrung aufbaut. Nach Jahren des Schraubens in der Werkstatt im Verkauf anzufangen oder nach der Erfahrung als Fliesenleger, entsprechende Baustoffe im Baumarkt oder Großhandel zu verkaufen, bringt Erfahrungswerte, welche vielen der kaufmännischen Mitarbeiter vorenthalten bleiben und Sie zum gefragten Kollegen machen.
Fort- und Weiterbildung
Eine Fortbildung mit 50? Immer mehr Menschen im Alter von 40 bis 60 nutzen die Möglichkeit, durch zusätzliche Qualifikation ihre Chancen und das Gehalt zu verbessern. Möglichkeiten der Förderung sind gegeben. Oft kann die Fortbildung ohne Einschränkung des bestehenden Berufs durchgeführt werden.
Mit dem Alter wird es schwerer
Die Zukunft gehört den über 50-Jährigen - zu diesem Schluss kommt man nicht nur aufgrund des demografischen Wandels, sondern auch, wenn man auf Lernforscher Christian Stamov Roßnagel hört. Der Professor und Doktor der Psychologie, der selbst auf die 50 zugeht, hat in Tests festgestellt, dass die Leistung älterer Menschen stark daran gekoppelt ist, wie diese von der Gesellschaft wahrgenommen werden. Man ist so alt, wie man sich fühlt? Ja! Nachdem in Tests die Lernbereitschaft und das von der Gesellschaft geprägte Selbstbild der über 50-Jährigen aufpoliert wurden, schnitten diese mindestens so gut ab, wie die jüngere Vergleichsgruppe, teilte der Psychologe in einem Interview mit. Auch Praktiken, welche sich mit der Thematik "leichter lernen" befassen, bestätigen dies: Ältere Menschen können jüngere sogar in ihrem Schatten stehen lassen: Neu gelernte Sachverhalte lassen sich aufgrund der größeren Vorbildung viel weiter gefächert einordnen und ermöglichen so, das Gelernte besser zu verarbeiten und zu nutzen. Der Umschulung mit 50 oder auch mit 60 steht also nichts im Weg.