Studieren ohne Abitur - mit dem Hauptschulabschluss zum Master
Ohne Abitur studieren - das funktioniert auf vielen Wegen. Wie ist mit einem Hauptschulabschluss die Karriere als Master oder Ingenieur möglich? In der Schule "einfach kein Bock" auf viele Hausaufgaben, zu komplizierte Lerninhalte, eine dritte Fremdsprache oder den Kanon im Deutschunterricht - Zeit mit Freunden verbringen, Hobbys nachgehen und einfach draußen sein stehen für etwa die Hälfte aller Schüler im Mittelpunkt.

So sind es etwa 1,1 Millionen, die den Weg der Haupt-und Realschule gewählt haben. Der Anteil der Gymnasiasten macht mit etwa 2,2 Millionen im Jahr 2020 den Großteil aller Schüler aus. Dabei ist das Abitur als allgemeine Studienzugangsberechtigung für den Weg an die Universitäten nicht mehr die einzige Möglichkeit.
Der sogenannte dritte Bildungsweg - also das Studieren ohne Abitur - dient allen, die sich während des Berufslebens oder nach einem mittleren Schulabschluss für ein Studium interessieren. Wie funktioniert das Studium ohne Abitur? Welche Möglichkeiten der Qualifikation für ein Universitätsstudium gibt es?
Der dritte Bildungsweg - Studium ohne Abitur
Qualifikationen beweisen ist dank der Modernisierung und Internationalisierung des Studiums an deutschen Universitäten heute vielseitiger möglich. Jahre wirkte es, als wollten Akademiker unter sich bleiben und durch straffe NC das Studium so regeln, dass nur eine entsprechende Vorbildung an der Schule eine Voraussetzung war und Eliten den Zugang gewährte. Heute ist mit dem dritten Bildungsweg die Möglichkeit geschaffen, auch ohne Abitur zu studieren.
Zahl der Studierenden ohne Abitur noch gering
Nur etwa 3,5 Prozent der deutschen Studierenden haben sich laut Statistischem Bundesamt ohne Abitur für ein Universitätsstudium qualifiziert. Der Großteil davon besucht Fachschulen. Wie aus dem Bericht "Bildung in Deutschland 2020" hervorgeht, blieb der erwartete Ansturm auf die Universitäten also zunächst aus.
Dabei ist die Öffnung des Universitätsstudiums für den dritten Bildungsweg eine gute Möglichkeit, die vertikale soziale Mobilität - wie Soziologen den Aufstieg in der Gesellschaft bezeichnen - potenziell für alle nach oben zu öffnen. Die Abhängigkeit vom starken Einfluss, den Eltern auf die Wahl des Bildungsweges haben, sollte aufgelöst werden. Schließlich wählte weniger als ein Viertel der Schüler, deren Eltern nicht selbst studiert haben, direkt den Weg an die Universität. Im Vergleich: Ein dreiviertel der Akademikerkinder entscheidet sich für ein Studium.
Qualifikationen für Studium ohne Abi
Während an Gymnasien und Fachschulen ein Abitur (auch Matura) oder Fachabitur erworben werden können, sieht der dritte Bildungsweg verschiedene Möglichkeiten vor, auch Jahre nach dem Schulabschluss einen neuen Grundstein für die Karriere mit Universitätsbildung zu legen.
Studieren nach Aufstiegsweiterbildung
Eine Aufstiegsweiterbildung bietet neben einer beruflichen weiterführenden Qualifikation als Studienzugangsberechtigung die Voraussetzung, ein akademisches Studium ohne Abi zu beginnen.
Mögliche Weiterbildungsabschlüsse als Zugangsvoraussetzung für das akademische Studium
- Fachwirt
- Betriebswirt
- Meister
- Industriemeister
- Techniker
Als Fachwirt, Meister oder Techniker erwerben Absolventen eine Qualifikation, die sich wie ein Bachelorabschluss auf Niveau 6 des Deutschen Qualifikationsrahmens und Europäischen Qualifikationsrahmens befindet.
Der Betriebswirt bedeutet Niveau 7 des DQR und ist mit einem akademischen Masterabschluss vergleichbar.
Bachelor gleich überspringen?
Ob Bachelor und Master Professional sich dafür anbieten, einen akademischen Bachelor zu ersetzen, ist umstritten. Zwar gibt es Möglichkeiten, sich Leistungen anrechnen zu lassen oder den Bachelor mit Fachwirt, Betriebswirt, beruflichen Erfahrungen und nach Einstufungstests auch komplett zu überspringen, ob dies allerdings praktikabel ist oder das Versäumnis theoretischer Qualifikationen bedeutet, sei dahingestellt.
Berufliche Qualifikationen und Eignungsfeststellungsverfahren
Für das Studieren ohne Abi fordern einige Universitäten als Beweis der Qualifikation Einstufungstests oder die Teilnahme an Eignungsfeststellungsverfahren. An einigen Universitäten kann ein Test neben einschlägiger beruflicher Erfahrung die alleinige Qualifikation sein.
Das geeignete Studium ohne Abitur finden
Welche Voraussetzungen sind für ein Studium ohne Abitur notwendig? Wann starten die Erstsemesterstudiengänge? In der Datenbank Hochschulkompass finden sich über 8.000 Studiengänge, die nach einer Aufstiegsweiterbildung auch ohne Abi möglich sind.
In der erweiterten Suche können die Art der Qualifikationen für ein Studium ohne Abitur sowie die gewünschten Abschlüsse (Bachelor, Diplom, Staatsexamen, etc.) ausgewählt werden.
Der Hochschulkompass ist als Angebot der Hochschulrektorenkonferenz somit das ideale Werkzeug, relevante Studiengänge und die dazu passenden Universitäten für den Dritten Bildungsweg zu finden und einen Überblick zum Studium ohne Abitur zu erhalten.
Wie sinnvoll ist ein Studium ohne Abitur?
Von großen Versäumnissen muss durch ein Ausbleiben des Abiturs nicht ausgegangen werden. Nachholbedarf könnte es bei sehr fordernden mathematischen Studienfächern geben. Doch mit der nötigen Überzeugung, Ehrgeiz und passenden Voraussetzungen lassen sich die Inhalte der gymnasialen Oberstufe in allen erforderlichen Bereichen nachholen.
Geeignete Lektüren wie für die Vorbereitung auf die Abiprüfung oder Einführungsliteratur für die entsprechenden Studiengänge und eine gute Portion Fleiß schließen bestehende Wissenslücken. Sinnvoll ist das Studium ohne Abitur, wenn ein neues Level an Beschäftigung gesucht wird, welches nur über ein akademisches Studium zu erreichen ist.
Studium ohne Abitur - warum so verhalten?
Die einzige Frage, die sich bei den geringen Zahlen der Nutzer des dritten Bildungsweges stellt, ist, ob das Studium ohne Abitur wirklich praktikable Vorzüge zeigt. Ein großes Hindernis ist die entstehende finanzielle Belastung, die bei einem kompletten akademischen Studium - also mindestens fünf Jahre ohne große Einkommensmöglichkeiten - entsteht.
So gaben in der "DIHK-Erfolgsstudie Weiterbildung 2018" 42 Prozent der Absolventen einer Aufstiegsweiterbildung an, in Zukunft eine weitere Qualifikation in Form der Aufstiegsweiterbildung absolvieren zu wollen. Nur 21 Prozent zeigten sich an einem Bachelorstudium und 13 Prozent an einem Masterstudium interessiert.
Das BAföG deckt als Möglichkeit der Förderung nur die grundlegenden Kosten ab. Und wer schon mit beiden Beinen, Kindern, Auto und Co. Im Leben steht, wird von der langwierigen und kostenintensiven Vollzeitmaßnahme Studium häufig abgeschreckt. Dennoch wird die Zahl derer, die sich auch ohne Abitur für ein Studium qualifizieren, in den nächsten Jahren steigen. Schließlich folgen mit den Jahren immer mehr Schulabsolventen, welche die Möglichkeit des Dritten Bildungsweges fest einplanen konnten und natürlich Eltern, welche sie in diese Richtung beeinflussen.
Die berufsbegleitende Fortbildung zu Fachwirt, Meister und Betriebswirt sowie die guten Karriere- und Verdienstmöglichkeiten werden dabei die Vorzüge des langen, kostenintensiven Studiums ohne Abitur auch in Zukunft überwiegen.