Magazin

Pareto Prinzip – das besagt die 80 20 Regel

Das Pareto Prinzip oder 80 20 Prinzip und 80 zu 20 Regel wird auch heute noch als Grundlage für eine produktive Arbeitsweise im Projekt- und Zeitmanagement verwendet. Wird das Pareto Prinzip diesem Mehrwert überhaupt gerecht?

Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander – die oberen zehn Prozent besäßen 90 Prozent des Kapitals, wie Politiker mit einem Ruf nach fairen Löhnen rund um die Welt betonen. Was das mit dem Pareto Prinzip zu tun hat?
Als der italienische Wissenschaftler Vilfredo Pareto im Jahr 1989 die Besitzverhältnisse Italiens und später südamerikanischer Länder untersuchte, war diese Schere weniger weit geöffnet, sodass es zu einer Verteilung von 80 zu 20 kam. Oder umgekehrt: 20 Prozent der Bevölkerung besaßen zu diesem Zeitpunkt 82,7 Prozent des Vermögens.

Und der Sprung zum Projekt- und Zeitmanagement? Viele Analysen lassen das Muster der Verteilung erkennen: 20 Prozent Aufwand, 80 Prozent Ertrag und 20 Prozent der Problemquellen sorgen für 80 Prozent der Probleme, etc. Doch hat dieses Pareto oder 80 20 Prinzip wirklich einen Mehrwert? Warum ist das Pareto Prinzip ein gutes Beispiel für oft Kritikpunkte an der Ökonomie und den Wirtschaftswissenschaften?

Pareto Prinzip: Verteilungsschema mit Mehrwert für Management

Pareto Prinzip Definition: Mit nur 20 Prozent des Arbeitsaufwandes erzielen Sie bis zu 80 Prozent der Wirkung und Ergebnisse.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Vermögensverteilung und der Arbeitsorganisation? Das Paradigma, dass mit 20 Prozent des Arbeitsaufwands bereits 80 Prozent der Aufgaben erledigt werden können, wird heute mit dem Pareto Prinzip verbunden, ohne einen Gedanken an dessen Herkunft zu verschwenden.
Wichtig für alle, die das Schema im Privat- und Berufsleben anwenden wollen: Es besteht kein wissenschaftlicher Zusammenhang, der eine Verbindung zwischen Pareto Prinzip und dem Aufwand Ihrer Aufgaben darstellt. Eine feste Pareto Regel abzuleiten kann also ein Fehler sein.

Wo taucht das Pareto Prinzip auf?

Das Pareto Prinzip setzte sich als Phänomen erst durch, weil die Verteilung in so vielen Beispielen auftauchte. Wir zeigen eine Auswahl an Beispielen für das Pareto Prinzip.

20 Prozent der Artikel 80 Prozent des Umsatzes

In den 90er-Jahren berichteten Videotheken, dass mit 20 Prozent der Videos bzw. Filmtitel im Angebot 80 Prozent des Umsatzes erzielt wurden. Dieses Phänomen wurde von Insidern als das sogenannte “Gone-with-the-wind-Syndrome” bezeichnet: So verfügten große Videotheken zwar über bekannte Klassiker, die allerdings als Ladenhüter Staub fingen.

Auch in modernen Unternehmen gibt es Phänomene, dass mit einem geringen Teil des Sortiments hohe Umsätze erzielt werden – selbst wenn dabei nicht immer die Verteilung 80 zu 20 erfüllt ist.

20 Prozent der Gefahren für 80 Prozent der Unfälle

Wie kanadische Sicherheitsverantwortliche und Ingenieure analysierten, sind 20 Prozent der Gefahren für 80 Prozent der Unfälle und Schäden verantwortlich. Hier erfüllt das die 20 80 Regel eine klassische Aufgabe der Priorisierung des Aufgabenmanagements: Durch das extrem hohe Potenzial der 20 Prozent müssen diese “hazards” priorisiert werden. Sind die nur 20 Prozent der Gefahren vermieden, könne 80 Prozent der Unfälle vorgebeugt werden.

20 Prozent der Sicherheitslücken für 80 Prozent der Schäden

Das Softwareunternehmen Microsoft stieß ebenfalls auf das 20 80 Prinzip. Mit dem Beheben von nur 20 Prozent der Fehler – oder sogenannten “Bugs” - konnten 80 Prozent der Probleme und Systemabstürze beseitigt werden.

Grundlagen für Pareto Methode

Wie konnte das Pareto Prinzip, welches nur Aussagekraft über die Verteilung von Wohlstand hat, in so vielen Bereichen Anwendung finden? Antwort auf diese Frage findet sich wohl in der Praxis und der Einfachheit: Das Pareto Prinzip wurde überall dort herangezogen, wo die Verteilung 20 zu 80 auftauchte und es um den Zusammenhang aus Arbeit und Ertrag geht.

Die Basis der Anwendung auf die Wirtschaftswissenschaften ist, dass die Verteilung 20 zu 80 auch bei der Schwere und Arbeitsintensität der Aufgaben in Verbindung mit dem Ertrag auftauchte: 20 Prozent des Arbeitsaufwandes bei “leichten” Aufgaben haben bereits 80 Prozent Wirkung.

Die wichtigste Grundlage für das Pareto Prinzip: Um das 80 zu 20 Prinzip überhaupt anzuwenden, darf kein Zusammenhang zwischen den unterschiedlich schweren Aufgaben bestehen.

Oder umgekehrt: Das Pareto Prinzip funktioniert nur, wenn die 20 Prozent der Aufgaben mit 80 Prozent Wirkung nicht auf eine der 80 Prozent schweren Aufgaben bedingen. Ist eine Aufgabe, die den schweren 80 Prozent zugeordnet werden kann eine Grundlage für eine Menge der 20 Prozent leichten Aufgaben, müssen diese natürlich zuerst erledigt werden.

Pareto Effekt Mehrwert für Projekt- und Zeitmanagement

Im Management setzte sich das Pareto Prinzip als 80 20 Methode mit sinnvollen Ansätzen durch. Die Analysemethode soll dabei helfen, die Wichtigkeit von Aufgaben zu ordnen oder mit begrenzten Mitteln viel zu erreichen. Die folgenden Maxime entsprangen dem Pareto Prinzip:

Minimaler Aufwand - Maximales Ergebnis

Mit wenig Arbeit möglichst viel schaffen: Dafür ist eine gute Analyse und Einteilung erforderlich. Das Prinzip lässt sich auf den bekannten Spruch “Work smart not hard” übertragen: Anstatt sich in die Arbeit zu stürzen, sollte zunächst analysiert werden, welche einfachen Aufgaben eine große Wirkung haben.

Wichtig ist dabei, dass zunächst Wechselwirkungen und Beziehungen zwischen den Aufgaben herausgearbeitet werden. Allein dieses Ordnen der Aufgaben kann das Ergebnis maximieren und einfache Herangehensweisen mit viel Wirkung aufzeigen - auch ohne absolute 80 20 Verteilung.

Einfache Aufgaben abgeben, Workload minimieren

Oft sind es 20 Prozent der Aufgaben, die einfach und von allen Mitarbeitern der Abteilung gelöst werden können. Im Management geben Sie diese 20 Prozent der Aufgaben zuerst ab und kümmern sich dann mit vollem Einsatz um die komplizierten 80 Prozent, die zwar weniger Wirkung haben aber für den Erfolg dennoch wichtig sind.

Arbeitseinsatz effektivieren, Motivation schaffen

Im Alltag und Beruf Kümmern Sie sich natürlich zuerst um die Aufgaben, die nicht viele Kapazitäten Anspruch nehmen. Der positive Nebeneffekt: Durch das Erledigen der leichten Aufgaben wird Ihr Belohnungssystem stimuliert, Sie geraten in einen Workflow und so fallen die komplizierten 80 Prozent der Aufgaben plötzlich leichter.

Pareto mit Vorsicht genießen

Arbeitsintensive Aufgaben sind Bedingung für Erfolg. Sich im sogenannten “pullmarked” zu profilieren bedeutet, die Extrameile zu gehen. Kunden haben heute die maximale Auswahl und ziehen (to pull) sich selbst das beste Angebot heraus. Den besonderen Mehrwert darzustellen, ist dabei mit einem bestimmten Extraaufwand verbunden, den man einfach nicht unter den Tisch fallen lassen darf.

Bei Ihren Mitbewerbern entstehen ähnliche Aufgaben und die einfachsten Aufgaben werden von allen erledigt. Sich um die schweren 80 Prozent zu kümmern, ist kompliziert und kann dadurch als Kür oder Krönung eines Angebots wahrgenommen werden. Wer sich nach 80 20 Methode zu sehr auf die leichten Aufgaben konzentriert und diese überbewertet, verpasst das Wesentliche.

Das Pareto Prinzip darf nicht überbewertet werden. Es zeigt eine Schwachstelle der Wirtschaftswissenschaften, die schon mehrfach als Kritik an der Ökonomie auf den Punkt gebracht wurde.

Methoden, Kalkulationen oder Prinzipien werden in der Ökonomie an manchen Stellen ohne wissenschaftlichen Zusammenhang verwendet und künstlich auf ein System gesetzt, sofern sich ein profitables Ergebnis ableiten lässt. 

Ein Beispiel? Die Methoden von Bankern dienen im System der Banken der Maximierung von Profit. Dabei entspringen die Methoden nicht der Beschaffenheit des Systems, wie es in einem mathematischen “Gebäude” der Fall wäre - bestimmte Modelle bringen das grundlegende System an sich eventuell sogar zum Einsturz, wie bei der globalen Finanz- und Bankenkrise von 2008/2009 deutlich wurde. So kann der Zusammenhang des Pareto Prinzips oder der 80 20 Regel in vielen Beispielen als künstlich gewertet werden, eben weil der Prozentsatz zufällig passt. Wichtiges Take-away für das Management bleibt dennoch, mit minimalem Aufwand maximale Wirkung zu erzielen.