3 Lehren aus Murphy’s Law

Alles, was schiefgehen kann, geht schief - Murphys Gesetz wird aufgrund seiner Einfachheit oft zitiert - vor allem, wenn Dinge nicht so laufen wie geplant. Wie gerecht wird das Sprichwort der Realität? Und welche Lehren kann das Management aus dem Gesetz ziehen?

Wenn die Spedition eine eingeplante Lieferung nicht mitnimmt, der Notfall-Zusteller die Hälfte beschädigt und der Kunde am Ende feststellt, dass er eigentlich eine andere Qualität bestellt hat, wirkt Murphys Gesetz wie eine Absolution im Scheitern. Dabei steckt in dem Gesetz mehr Wahrheit, als manche wahrhaben wollen.

Die Weisheit geht auf John W. Campbell jr. und den amerikanischen Ingenieur Edward A. Murphy zurück, der den Ausspruch 1948 während eines Tests der Auswirkung von Beschleunigung auf den Menschen geprägt haben soll. Doch die eigentliche Äußerung könnte - so wie die Quelle vieler Fehler - ein Missverständnis sein.

Murphy’s Law lässt sich auf weitere Gedankenexperimente und Theorien wie Finagles Gesetz beziehen. Im Kontext und der Tiefe betrachtet ergibt Murphy’s Law den Einstieg in eine Reihe von wichtigen Mechanismen, die für Statistik, Industrie, Handel, Fehler bei Analysen oder für das Projektmanagement eine Rolle spielen können.

Zum Scheitern verurteilte Prophezeiung - Was ist Murphys Gesetz?

Ursprünge der Annahme finden sich unter anderem im 18. Jahrhundert und stammen aus der Feder des Mathematikers Augustus De Morgan: “Was passieren kann, wird passieren, wenn die Anzahl der Versuche es zulässt.” Die Entstehung der viel zitierten modernen Alltagsweisheit entstammt geplanten Messungen zu einem Testzyklus der Air Force und enthält im Kern viel mehr Wahrheit, als bei der Nutzung des Spruches einleuchtet.

Definition Murphy’s Law

Murphys Gesetz oder Murphy’s Law wird typischerweise zitiert als:

“Alles was schiefgehen kann, wird schiefgehen.”

"Anything that can go wrong will go wrong."

Die Bedeutung wird auf die Fehleranfälligkeit von Faktoren in einem komplexen System bezogen. Doch bietet der Spruch im Kontext von anderen Weisheiten wichtige Lehren für den professionellen Umgang mit Fehlerquellen und das Management. Eine verwandte Gesetzmäßigkeit ist die “Finagle's law of dynamic negatives”, auch bekannt als  Melody's law, Sod's Law or Finagles Folgesatz zu Murphys Gesetz.

Diese malt die Realität noch etwas schwärzer: „Alles, was schiefgehen kann, wird schiefgehen – und das im ungünstigsten Moment.“

3 Lehren aus Murphys Gesetz

Bei dem Gesetz zum Scheitern handelt es sich um weit mehr als den Ausspruch an einem Tag, an dem überall der “Wurm drin ist” und man sich vorkommt wie in einer bitterschwarzen britischen Komödie.

Die Annahme, dass einfach alles schiefgehen kann, ist mehr als nur eine Anleitung fürs Scheitern, sondern kann auch vor dem schlimmsten Fall bewahren. Das bedeutet Rückschlüsse für verschiedene Ansätze in Industrie, Wissenschaft und Management in Unternehmen. Eine Reihe von Lehren aus Murphys Gesetz:

1. Plan B parat haben

  • Die Betreiber kritischer Infrastruktur, wie beispielsweise Betreiber von Wasser- oder Elektrizitätswerken, müssen Protokolle für den “Worst Case” vorhanden haben - was kann man beispielsweise tun, wenn das IT-System von Hackern infiltriert wird? Um diese Szenarien oder Beispiele für Murphys Gesetz richtig einzuplanen, wird ein Gefährdungskatalog verwendet, der mögliche Risiken analysiert - oder eben Situationen, die schiefgehen können. Im beruflichen Alltag gibt es Szenarien aus Fehlern der Vergangenheit, weswegen erfahrene Mitarbeiter in Unternehmen viel wert sind - mit Wissen und Erfahrungen erstellen sie einen Plan B, mit dem eventuelle Schäden abgewehrt oder Kosten im Schadensfall gesenkt werden können.

2. Fehlerquellen erkennen

  • Die Analyse von Fehlerquellen kann dabei helfen, dass Fehler vermieden werden. Das kann bedeuten, dass an kritischen Punkten das Vier-Augen-Prinzip eingeführt wird, Verantwortungen auf Mitarbeiter verteilt werden oder von vornherein eine bessere Lösung gefunden wird. Um beim analytischen Denken in diesem Szenario effektiv zu sein, muss man manchmal vom Schlimmsten ausgehen, Probleme erkennen und ggf. die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten analysieren. Die Suche nach Fehlern kann in der Wissenschaft sehr penibel betrieben werden. So gibt es Wissenschaftler, welche davon ausgehen, dass selbst dann irgendetwas nicht stimmt, wenn ein Experiment funktioniert. Diese bisher nicht erkannten Fehler müssen gesucht, erkannt und analysiert werden. 

3. Fehlschlüsse vermeiden

  • Aus Gründen der Effektivität kann es vorkommen, dass Ursachen für Fehler falsch interpretiert werden. Das geschieht einfach, weil Personen falscherweise denken, die Ursache für einen Fehler zu kennen oder den Fehler an einer anderen Stelle vermutet, als er eigentlich ist. Die Ursache für regelmäßige Fehlerquellen, die als Murphys Law fehlinterpretiert wird, könnte sich also an einer Stelle befinden, wo sie einfach übersehen wird. Auch Faktoren der Missverständnisse sind eine häufige Quelle für Fehlschlüsse. Fehler in der Kommunikation müssen darum als Fehlerquelle mit effektiven Maßnahmen bekämpft werden, z. B. indem Kundenwünsche zitiert und nicht umformuliert werden.

Besser Sein im Scheitern als Scheitern im Sein

Murphys Gesetz ist ein Sprichwort oder Epigramm, welches pauschal alles zum Scheitern verurteilt und als solches satirisch Einzug in viele Teile der Gesellschaft gefunden hat. Doch ist es eine wichtige Eigenschaft menschlicher Intelligenz, dass Fehlerquellen in Anordnungen und logischen Verbindungen erkannt werden, bevor sie eintreten und das im Umkehrschluss Scheitern als alltägliches Phänomen verstanden und bezwungen wird.

Im Management sollte darum manchmal vom Schlimmsten ausgegangen werden. Sei es beispielsweise dadurch, dass Liefermengen am Lager für den Problemfall an wichtige Kunden in der Hinterhand gehalten werden, weil das Szenario der verspäteten Lieferung als wahrscheinlich oder kostspielig analysiert wurden.

Für die alltäglichen Aufgaben sollte dagegen etwas Positivität dominieren - wenn man bei der Arbeit ständig davon ausgeht, dass das Resultat Scheitern sein wird, kann das schnell zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Murphys Law sollte genutzt werden, um das Schlimmste zu verhindern und nicht dem Workflow im Weg stehen oder als Entschuldigung herangeführt werden.