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Mindestlohn in Deutschland Fakten & Informationen

Der Mindestlohn sorgt immer wieder für Diskussionen. Bis 2022 soll er auf 10,45 EUR ansteigen. Was bedeuten Mindestlohn, Tariflohn und sind diese fair? Was hat es mit den Forderungen von 12,00 EUR Mindestlohn auf sich und warum hat es der Tariflohn noch immer schwer, sich durchzusetzen?

Wenn man von Fachkräftemangel spricht, sollte die Frage aufkommen, ob sich so manche Arbeit für das Gehalt lohnt. Der Mindestlohn soll im Niedriglohnsektor zumindest dafür sorgen, dass man mit Arbeit nicht unter der Armutsgrenze landet. Doch ist die 2020 vereinbarte Steigerung des Mindestlohns dafür überhaupt hoch genug?

Und wie steht es überhaupt um den Mindestlohn? Ist er eher ein Hindernis für Unternehmensgründer und vielleicht sogar ein Grund dafür, dass manche Arbeitsplätze überhaupt nicht geschaffen werden?

Mit einem Blick auf Mindestlohn, Mindestlohnerhöhung, Nominallohn und Tariflohn soll der Einstieg in die Frage gelingen, welche Löhne in Zukunft fair wären.

Mindestlohn in Deutschland

Haben Sie auch schon mal für einen Hungerlohn gearbeitet? Oder sich am Ende des Monats beim Blick auf den Lohnzettel wie ein moderner Sklave gefühlt?

Was wir für unsere Arbeit verdienen oder ob wir uns fair entlohnt fühlen, ist oft eine individuelle Frage. Und doch lässt sich ein Mindestlohn bestimmen, der Menschen vor der Armut bewahren soll. Europaweit gibt es Regelungen, die sich auf ein Mindest-Monatsgehalt oder auf einen Mindest-Stundenlohn beziehen.

In Deutschland existieren verschiedene Mindestlohn-Arten. Die bedeutendsten sind Tariflöhne und der gesetzliche Mindestlohn. Der erstmals in der gesamten BRD im Jahr 2015 beschlossen wurde. Weitere Mindestlöhne beziehen sich auf gesetzliche Regelungen wie das Arbeitnehmer-Entsendegesetz, Regelungen in der Pflege, Lohnuntergrenzen für Leiharbeiter und Vergabe Mindestlöhne, die bei Fragen öffentlicher Aufträge wirksam werden.

Definition Mindestlohn

Als Mindestlohn verstehen sich gesetzliche Regelungen oder andere Absprachen und Verträge darüber, welches Mindestgehalt für einen bestimmten Beruf, in einer Branche oder in einem Gebiet gezahlt werden soll.

Der Mindestlohn wird in Deutschland als Mindeststundenlohn in brutto angegeben, also vor Abzug der Steuern und arbeitnehmerseitigen Anteilen der Versicherungen. Der Betrag soll das Armutsrisiko senken und Arbeit auch im Niedriglohnsektor attraktiver machen.

In einigen Ländern gibt es keinen gesetzlichen Mindestlohn, aber branchenübergreifend geregelte Einkommen aus tariflichen oder ähnlichen Übereinkommen.

Auch ein Mindestlohn für Auszubildende wurde gesetzlich verankert, dieser findet sich im Berufsbildungsgesetz (BBiG) § 17 Vergütungsanspruch und Mindestvergütung.

Mindestlohn, Nominallohn und Reallohn

Während der Mindestlohn die Lohnuntergrenze beschreibt, drückt der Nominallohn aus, wie viel Entgelt tatsächlich an die Arbeitnehmer ausgezahlt wird. Der Nominallohn hat besonders in Statistiken Aussagekraft und lässt gewisse Trends und Beobachtungen über das Lohnniveau in einem Gebiet über einen Zeitraum zu.

So wie der Mindestlohn ist auch der Nominallohn ein Wert, der keine Auskunft über die tatsächliche Kaufkraft hat. Wie viel Wert das Gehalt also hat, bleibt verborgen. Anders ist dies beim Reallohn. Im Gegensatz zum Mindestlohn zeigt der Reallohn, wie groß die Kaufkraft des gezahlten Gehaltes ist. Für die Berechnung wird beispielsweise der Inflationswert genutzt.

Wenn also die Nominallöhne um drei Prozent steigen, aber die Inflation im Zeitraum ein Prozent zugelegt hat, dann ist der Reallohn nur um zwei Prozent gestiegen.

Mindestlohn vs. Tariflohn

Der Tariflohn soll so wie der Mindestlohn der Sicherung eines bestimmten Lebensstandards und den Wert der Arbeit durch die Festschreibung eines Mindesteinkommens in bestimmten Branchen regeln. Regelungen zu Tariflöhnen sind älter als der Mindestlohn.

Bereits 1949 wurde das Tarifvertragsgesetz festgelegt. Die Tarifautonomie, also das Recht, sich in Vereinen oder Gesellschaften zusammenzuschließen, entspringt dem Grundgesetz Artikel 9.

Streit um Tarife und die Bindung an Tariflöhne gibt es bis heute. Durch Tarifautonomiestärkungsgesetzes von 2014 sollten mehr Unternehmen durch Verbindlichkeiten der Tarife in einer Branche dazu verpflichten, die Tariflöhne zu zahlen. Ursprung der Formulierung des Gesetzes war der Wille der Einführung eines Mindestlohns. Zuletzt wurde das Gesetz als zu wenig wirksam kritisiert.

Tariflohn macht glücklich

Die Zahl der Mitarbeiter sinkt, die nach Tarif bezahlt werden: Während 1996 noch 70 Prozent in West- und 56 Prozent in Ostdeutschland nach Tarif bezahlt wurden, sank die Zahl bis 2019 auf 46 bis 34 Prozent.

Auch seien die Arbeiter, welche nach Tariflohn bezahlt werden, zufriedener. Dass Gehalt und Zufriedenheit der Mitarbeiter zusammenhängen, geht auch aus anderen Studien hervor. So kann beispielsweise eine leistungsbezogene, variable Vergütung, die ebenfalls Teil eines Tarifvertrags sein kann, die Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter verbessern. Besonders positiv wirkten sich diese Boni aus, wenn diese an den Erfolg des gesamten Unternehmens gekoppelt sind. Das habe auch positiven Einfluss auf den Willen zur Kooperation, so weiter.

Ist der Mindestlohn fair?

Der Bundestag hat zur Anpassung des Mindestlohns die unabhängige Mindestlohnkommission eingerichtet. Die Aufgaben der Kommission bestehen darin, die Auswirkungen des Mindestlohns auf verschiedene Faktoren wie Arbeitsrecht, Wettbewerb und Fairness zu untersuchen.

Auch die aktuelle Steigerung des Mindestlohns bis 2022 im Mindestlohngesetz wurde von der Bundeskommission beschlossen. Als Orientierung gelten die Tariflöhne.

Die Europäische Kommission schlug zuletzt einen Mindestlohn von etwa 60 Prozent des Durchschnittsgehalts (Medianlohns) vor. Dieser Wert steckt auch hinter der Forderung in der Höhe von 12,00 EUR Mindestlohn, der gegen die Armut absichern soll.

Besseres Gehalt durch Bildung

Das eigene Glück von anderen abhängig zu machen, ist ein höheres Risiko, als es mit einem guten Plan in die eigene Hand zu nehmen. Bei Fragen des Gehalts und der Zufriedenheit können vor allem Bildungsmaßnahmen ein effektives Werkzeug sein, um die Zufriedenheit und das Gehalt zu steigern.

Nach einer erfolgreichen Aufstiegsweiterbildung lassen sich Gehaltssprünge von bis zu 20 Prozent vollziehen. Auch die allgemeine Zufriedenheit steigt, wie Absolventen der Aufstiegsfortbildungen laut Erhebungen der DIHK bestätigen. Zufriedener seien laut DIHK Erfolgsstudie 2018 ganze 85 Prozent der Fachwirte, Meister und Betriebswirte nicht nur aufgrund des Gehalts, sondern auch mit den neuen Aufgaben im Unternehmen und dem positiven Feedback im Privatleben.

Ein Blick in Länder wie die USA, in denen kein Mindestlohn und nur schwache Gewerkschaften, Arbeitnehmerrechte und Tariflöhne existieren, lässt zeigen, dass der Mindestlohn Menschen in Beschäftigung vor dem sozialen Abstieg bewahren kann. Ohne Mindestabsicherungen werden Menschen dazu getrieben, gleich zwei bis drei Beschäftigungen anzunehmen. Andernfalls können sie sich auch trotz Arbeit keine Wohnungen mehr leisten, was den aktuellen Trend der Personen begründet, die in des USA in ihren Autos wohnen müssen.

Für den Wohlstand einer Gesellschaft ist der Mindestlohn ein wichtiges Werkzeug. Das zeigen beispielsweise skandinavische Länder, in denen die Zufriedenheit, die Preisniveaus aber eben auch die Löhne hoch sind.