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Kind oder Karriere? Karriere weil Kind!

Die Frage "Kind oder Karriere?" polarisiert heute weniger - Antworten finden sich in DAX-Konzernen, flexiblen Lebenslösungen und im Willen der Eltern. Kindergartenplätze als Mangelware und eine alternde Gesellschaft lassen vermuten, dass es in Deutschland schwer ist, Familie und Karriere zu meistern. Elterngeld und Elternzeit sind zwar eine gute Basis, doch um alle Lebensbereiche wirklich erfolgreich zu vereinen, sind ein aktiver Lebensentwurf, ein eiserner Wille und Bereitschaft, auch mal auf die Bremse zu treten, notwendig. Wie wird die Elternzeit zum Sprungbrett und was sagen erfolgreiche Mütter zum Thema Erfolg, Kinder und Karriere?

Kind und Vollzeit arbeiten: Work-Family-Balance in Einklang bringen

Während vor einigen Jahren Frauen oft auch nach der Elternzeit nicht in den Beruf zurückkehrten, ist die Hälfte der Mütter heute schon nach einem Jahr wieder erwerbstätig. Die Gesellschaft ändert sich. Und so z. B. auch die Zahl der Männer, die einige Monate in Elternzeit verbringen. Diese stieg in den letzten Jahren auf ein Drittel. Bedenkt man, dass verheiratete Frauen erst 1949 über ihre eigenen Konten verfügen durften, sind das riesige Schritte, die wir der Gleichberechtigungsbewegung auf der ganzen Welt verdanken dürfen. Mutter sein bedeutet heute nicht mehr, dass Sie von den Einkünften des Partners abhängig sind und sich Ihr Leben nur noch zwischen Herd und Kindererziehung abspielen muss - das sollte auch beim Aufkommen kritischer Stimmen immer ins Bewusstsein gerufen werden.

Das wird doch alles zu viel - von alten Mythen und Vollzeitmüttern

Erwerbstätige Eltern hören oft die Frage, ob sie denn genug für ihre Kinder da sein könnten, wenn sie die Karriere nicht aus den Augen verlieren wollen. Dabei ist es gut für Kinder, wenn Förderung in Kindergärten schon früh stattfindet. Moderne Ansätze der Erziehung unterstützen die geistige Entwicklung der Kinder und sorgen für eine Sozialisierung mit Gleichaltrigen, die verloren ginge, wenn die Kinder zuhause blieben. Auch die Möglichkeiten der Work-Family-Balance werden immer vielseitiger, was beiden Eltern eine faire Einteilung der Elternzeit und somit anhaltenden Kontakt zum Berufsleben ermöglicht. Welche modernen Ansätze machen es für Mütter und Väter leichter, die Entwicklung ihres Kindes nicht zu verpassen, auf Arbeit präsent zu sein und keine großen finanziellen Einbußen hinnehmen zu müssen?

Kind oder Karriere - was sagen Mütter?

2017 waren 70 Prozent der Mütter in Deutschland erwerbstätig. 39 Prozent der Frauen arbeiten in Teilzeit, im Schnitt etwa 20 Stunden pro Woche - weniger als im europäischen Durchschnitt. Wie vereint man erfolgreich Kind und Karriere? "Erfolgreich? Gar nicht!" - Scherzen so manche der aktiven Mütter. Pragmatismus, strikte Planung, Zeit- und Arbeitsteilung unter den Partnern, die Arbeit von Kindergärten und Hilfe der Verwandten ermöglichen das Projekt Karriere und Kind. Vor Multitasking darf man keine Angst haben. Mit den Kommilitonen via Telefon abstimmen, während die Kinder auf dem Spielplatz sind, das Notebook griffbereit haben und abends in Teilzeit auf Veranstaltungen zu Kellnern - das sind Lebensentwürfe, für die man viel Energie, Eigenmotivation und Harmonie benötigt. Für alle eignet sich dieses Leben nicht: Wichtig ist, dass ein stressfreies Miteinander gegeben ist und die Bedürfnisse der Kinder erfüllt werden. Dinge zu überstürzen führt nur zu Problemen und erhöht das Burn-out-Risiko.

Das Positive an einer effektiven Planung? Die Zeit mit den Kindern wird effektiver und bewusster gestaltet. Man erlebt mehr der sogenannten "Quality time". Diese bewusste, proaktive Lebensweise färbt auch auf die Jüngsten ab. Statt Zeit einfach vergehen zu lassen, lernen die Kinder bereits im Vorschulalter, dass gute Planung es möglich macht, mehr zu schaffen und man z. B. Schulaufgaben, kleine Hausarbeiten und Hobbys vereinen kann, ohne dass es zur Überforderung kommt. Wichtig ist, dass sich niemand über die Leistungsgrenze hinaus verausgabt und im Notfall etwas auf die Bremse getreten wird. Die Zeit, die man mit den Kindern verbringt und sie aufwachsen sieht, hat man nur einmal - und diese wollen auch die aktivsten Mütter nicht verpassen. Alles andere ist eine Frage des Willens. Andere gehen in der Mutterrolle auf und arbeiten auch nach vielen Jahren maximal noch in Teilzeit. Sich gegenseitig für Entscheidungen zu verurteilen bringt allerdings weder die aktiven Karrieremütter noch die Mütter weiter, die jede freie Minute mit ihren kleinen Nesthockern verbringen wollen. Bewusst werden müssen sich Eltern nur, dass auch die Jüngsten irgendwann ausfliegen und der Schritt zurück ins Berufsleben nicht einfacher wird.

Moderne Ansätze vereinen Familie und Job

Um der alternden Gesellschaft entgegenzuwirken und die Bedürfnisse kompetenter junger Arbeitnehmer zu erfüllen, machen die folgenden Arbeitsmodelle die Familiengründung noch attraktiver.

Teilzeitmodelle

Während der Elternzeit dürfen bis zu dreißig Stunden pro Woche gearbeitet werden. Die Teilzeit sollte zudem mehr als fünfzehn Stunden im Wochendurchschnitt betragen. Weitere aktuelle Informationen finden Sie im Gesetz zu Elterngeld und Elternzeit.

Homeoffice für Eltern

Laut aktueller Statistiken setzen 25 Prozent der Arbeitgeber ihre Angestellten ganz oder teilweise im Homeoffice ein. Vor allem in den Bereichen Dienstleistungen, Service, Verwaltung, Marketing und Vertrieb sind die Chancen auf Arbeit im heimischen Büro groß. Ohne strikten Zeitplan läuft auch hier nichts. Dieser ist allerdings flexibler als in allen anderen Modellen und somit besonders für frischgebackene Eltern attraktiv.

Unterstützung durch die Familie

Großeltern erklären sich oft dazu bereit, ihre Enkel vom Kindergarten abzuholen und ein paar Stunden auf diese aufzupassen. Diese Praxis ist für beide Seiten eine willkommene Abwechslung. Etwa ein Drittel der Großeltern passen laut Umfragen mindestens einmal pro Woche auf die Enkel auf.

Ganztagskindergärten und Schulen

Die Ganztagsmodelle fassen auch in Deutschland immer mehr Fuß. Laut Bertelsmann Stiftung hat sich die Anzahl der Schüler in Sekundarstufe I an Ganztagsschulen von 2002 bis 2012 mehr als verdreifacht. Von 2016 bis 1018 wurden "24 Stunden Kindergärten" mit 100 Millionen Euro aus öffentlichen Geldern gefördert. Diese ermöglichen es den Eltern von Babys, Kleinkindern und Kindern im Vorschulalter einer Schichtarbeit nachzugehen. Auch große Dax-Unternehmen haben die Zeichen der Zeit verstanden und sorgen mit Betriebskindergärten dafür, dass Mütter und Väter so schnell wie möglich wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren. Eltern können ihre Kinder zwischen wichtigen Meetings, dem Tagesgeschäft und anderen Aufgaben kurz besuchen und sind dadurch immer ein bisschen in beiden Welten - ohne Nachteile zu haben.

Studium, Weiter- und Fortbildung

Kind oder Karriere? Karriere weil Kind! Die Elternzeit kann als Sprungbrett für die Karriere danach genutzt werden. Besonders ein bis zweijährige Fortbildungen in der Elternzeit, bei denen nur wenige Wochenstunden Anwesenheitspflicht besteht, sind beliebte Lösungen. Sollten Sie nach der Fortbildung im Unternehmen bleiben wollen, empfiehlt es sich, Rücksprache mit Ihren Vorgesetzten zu halten. Attraktive Modelle moderner Bildungsträger bieten Wochenendkurse und viel Zeit, um individuell und flexibel zu lernen und nach der Elternzeit z. B. als Fach- der Betriebswirt die Tätigkeit sogar mit einem höheren Gehalt wieder aufzunehmen.

Mit Pragmatismus gegen Vorurteile und Ängste

Kinder sind für die Eltern der schönste Mittelpunkt der Welt und darum sollten sich Mutter und Vater Zeit lassen dürfen aber dabei alle Möglichkeiten haben, im Beruf zu bleiben. Ängste und das Gefühl, dass man den alten Aufgaben nach einiger Zeit der Abwesenheit nicht mehr Herr (oder Herrin) werden könnte, sind oft unbegründet. Der sogenannte Work-family conflict ist ein Fossil aus vergangenen Zeiten. Viele der Eltern liebäugeln bereits innerhalb des ersten Jahres damit, gelegentlich ihrer Tätigkeit nachzugehen, treffen Kollegen oder statten diesen während der Arbeitszeit einen Besuch ab. Dieser Kontakt ist wichtig, um den Anschluss nicht zu verlieren. In einem modernen Arbeitsumfeld sehen Chefs keinen Nachteil mehr darin, dass Frauen Kinder bekommen wollen und geben Vätern und Müttern die nötigen Freiheiten.