Magazin

Glücklich werden und bleiben - von Einkommen, Work-Life-Balance und dem glücklichsten Land der Welt

Ist Glück ein Gefühl oder ein Zustand? Welcher Beruf macht glücklich? Wo leben die glücklichsten Menschen und gibt es ein Rezept für ein glückliches Leben? Glück kann man nicht kaufen - doch in einem schnellen Auto klagt es sich einfacher über das Leben als auf einem alten Fahrrad. Die Frage nach dem, was Glück ist, beschäftigt Menschen schon seit der Antike. Was ist Glück? Liegt es sprichwörtlich auf dem Rücken der Pferde, findet man es am Ende eines Regenbogens oder auf einem dicken Bankkonto? Mit einem Blick auf die Frage, wie viel Geld glücklich macht, begeben wir uns auch die Suche nach dem wahren Glück. Dabei geht die Reise von der Antike in das Land, in dem die glücklichsten Menschen leben, und soll ergründen, was der richtige Beruf mit Glück zu tun hat.

Wie werde ich glücklich

Glück im Spiel, Glück bei der Ziehung der Lottozahlen, oder, dass man grade so noch auf die Bremse treten konnte - Glück und Glückseligkeit sind sehr vielseitig und werden im Sprachgebrauch ebenso häufig eingesetzt. Nach Aristoteles ist Glück ein Zustand, den jeder Mensch erreichen kann, wenn er bewusst und tugendhaft handelt. Für ihn ist es das oberste, universelle Ziel. Da er Menschen von Natur aus positiv einstuft, ist es normal, dass sie Gutes tun. Jedes Handeln habe gewisse Ziele, doch das Glück steht am Ende. Das klingt auf den ersten Blick einfach, ist es aber nicht immer. Zu wissen, welche Handlungen zum obersten Ziel führen, ob Sie z. B. in einem Beruf ihre maximale Glückseligkeit erreichen oder ob dieser nur ein Teilziel ist, kann oft erst im Nachhinein beantwortet werden. Mehr als 2.000 Jahre später ist die Welt eine andere und Aristoteles Definition von Glück allein reicht heute nicht mehr. Modernere Untersuchungen zeigen, wie Menschen von heute glücklich werden. Die Definition von Glück ist zwar von individuellen Faktoren abhängig, doch kann ziemlich klar, z. B. in Bezug auf das Einkommen oder allgemeine Vorstellungen von Glück der Menschen auf der ganzen Welt, untersucht werden.

Kann man Glück kaufen?

Man kann nichts kaufen, das das Gefühl von Glück langfristig herstellt. In der modernen Gesellschaft ist es allerdings auch unmöglich, ohne Geld glücklich zu werden. Ein gut bezahlter Beruf, bei dem aber nur der monatlich Gehaltscheck eine Motivation ist und der Antrieb nicht aus der Freude an der Tätigkeit kommt, macht nicht wirklich glücklich. Die menschlichen Bedürfnisse in Bezug auf Sicherheit, soziale Zugehörigkeit, physische und psychische Gesundheit, individuelle Ziele und die Verwirklichung der eignen Person sind laut Maslowscher Bedürfnishierarchie grundlegend wichtig, um sich wohlzufühlen.

Materielles Glück: Wie glücklich machen Objekte?

Der Kauf von Dingen macht nur kurzfristig glücklich. Wenn wir uns neue Einrichtungsgegenstände, Elektrogeräte oder Mobiliar zulegen, wird das Belohnungssystem zwar angeregt, nach einer kurzen Zeit gewöhnen wir uns aber an den Besitz. Die neue Anschaffung geht in die Normalität über und wird nicht mehr mit einem Gefühl von Glück verbunden. Blicken wir auf unser Leben zurück, dann denken wir nicht daran, wann wir uns eine neue Waschmaschine oder einen großen Smart-TV gekauft haben, sondern wir haben Erlebnisse im Kopf, die unser Leben veränderten oder uns Freude bereitet haben. Vor allem Erlebnisse, die wir mit anderen teilen, sorgen langfristig für Freude und Glückseligkeit.

Grenze des Glücks bei 75.000 Dollar

Während man an der Princeton University im Jahr 2006 noch bekannt gab, dass die Verbindung zwischen Einkommen und Glück eine Illusion ist, dachte man wohl nicht an die mehr als eine halbe Millionen Obdachlose, welche es in den Vereinigten Staaten von Amerika gibt, die sich weder eine Unterkunft, regelmäßiges Essen oder einen Besuch beim Arzt leisten können. Vier Jahre später änderte sich die Einstellung dazu, als eine Untersuchung der Universität zeigte, dass bis zu einem Einkommen von 75.000 Dollar im Jahr, also 6,250 Dollar pro Monat das Glücksempfinden steigt. Das entspricht etwa 5.500 Euro pro Monat.

Ein gewisses Maß an Wohlstand und Absicherung sei nach den Ergebnissen also zuträglich, doch ab einem bestimmten Level des Einkommens schätzten Menschen in vergleichbaren Lebensumständen (ähnlicher Gesundheits- und Familienstand, etc.) ihren Zustand nicht mehr als besser ein (hier gibt es die Studie zum Herunterladen). Menschen mit bestimmten Erkrankungen bewerten ihre Glückseligkeit im Durchschnitt schlechter als gesunde. Und auch der Blick auf das glücklichste Land der Welt zeigt, dass man Glück nicht kaufen kann.

Finnland - das Land der glücklichen Menschen

"Onni" das bedeutet in Finnland Glück. Im World Happines Report 2019 erlangte das Land im Norden Europas noch vor Dänemark, Norwegen und Island den Spitzenplatz. Mit einem mittleren Einkommen von etwa 3.500 EUR pro Monat, 53,2 Metallbands pro 100.000 Einwohner, 5,5 Millionen Menschen und etwa 3 Millionen Saunen, gaben die Menschen im Land der tausend Seen 2019 an, die Glücklichsten zu sein (hier geht es zum gesamten Happiness-Report aus 2019 als PDF).

Wirft man einen Blick auf den gelebten Alltag, ist das überraschend. Finnen sind nicht die Gesprächigsten, versuchen Kontakte zu Fremden oft sogar zu vermeiden. So wartet man mit einigen Metern Abstand zur anderen Person auf den Bus und verlässt die Wohnung nicht, wenn man hört, dass ein Nachbar im Treppenhaus ist. Rempelt man jemand in der Öffentlichkeit aus Versehen leicht an, entschuldigt man sich oft nicht: man habe die Person ja schon genug belästigt. Die Arbeitslosenquote beträgt 7,4 Prozent. Der Verkauf von harten Alkoholika ist - aus Gründen - hoch besteuert und mit strengen Auflagen verbunden und vor Jahren war die Selbstmordrate noch hoch. Was hat das mit Glück zu tun?

Finnland hat ein sehr gutes Sozialsystem. Es ist das einzige europäische Land, das stetig weniger Obdachlose verzeichnet, jeder ist dazu berechtigt, einen Arzt zu besuchen, die Infrastruktur ist gut, die Städte sauber, es gibt viele Wälder, Seenlandschaften und 40 Nationalparks. Die ruhigen Finnen sind neben den anderen Ländern an der Spitze der glücklichsten Länder das Zeichen dafür, dass Frieden, sozialer Wohlstand, Sicherheit und Natur für Glück wichtig sind. Doch die Frage "Was macht mich glücklich" kann man noch nicht komplett beantworten. Der Blick auf die hinteren Ränge des Glücksrankings zeigt: in den unglücklichsten Ländern herrscht Armut, die Angst vor Kriegen und Gewalt ist groß, die Umstände und Zukunftsaussichten der Menschen sind unsicher. Die allgemeinen Umstände scheinen also auf der Suche nach Glück wichtiger zu sein, als individueller Reichtum.

Glück und Beruf vereinen

In Deutschland haben wir das Glück, dass wir sehr sicher leben. Das Gesundheits- und Sozialsystem verhindern, dass wir in komplizierten und schlimmen Lebenssituationen um unser Dasein fürchten müssen. Das Risiko, die Wohnung zu verlieren oder Hunger zu leiden, ist gering. Faktoren des individuellen Glücks geraten dadurch in den Mittelpunkt.

Mit guter sozialer Absicherung ist es für Einzelne wichtiger, dass sie bei einem Job, der ihnen Spaß macht, ein gutes Einkommen genießen und sich in der Freizeit noch zusätzlich individuell verwirklichen können. Aus einer Umfrage der London School of Economics and Politics ging hervor, dass Arbeiter auf der ganzen Welt glücklicher sind, wenn nach einem Beruf noch genug Energie für die Freizeit zur Verfügung steht. Mehr Gehalt wird in diesem Zusammenhang als positiv gewertet. Laut der Umfrage waren übrigens Arbeiter aus Österreich die zufriedensten Angestellten. Und Arbeitnehmer, die einer schweren körperlichen Tätigkeit nachgingen dagegen die unzufriedensten.

Langfristige Ziele machen auch im Beruf glücklich

Ebenfalls positiv wurde in der Umfrage die Möglichkeit gewertet, Karriere machen zu können. Im Beruf glücklich werden - das gelingt danach auch, wenn Chancen der Weiterbildung und Fortbildung gute langfristige Perspektiven eröffnen. Interessant ist: 85 Prozent Absolventen einer Weiterbildung zum Fachwirt gaben an, dass der Abschluss einen positiven Einfluss auf ihr Privatleben hatte. Der Bogen zu Aristoteles ist somit auch wieder geschlossen: Langfristige Ziele machen uns am glücklichsten, wenn wir mit wachem Verstand und tugendhafter (guter) Handlung jeden Tag erfolgreich kleine Aufgaben abhaken, die mittelfristige und langfristige Ziele erfüllen. Die Beförderung oder Gehaltserhöhung ist dabei eine externe Motivation und macht als Zeichen dafür, dass andere mit unserem Wirken glücklich sind, auch uns glücklicher.

Oder doch lieber Pferde und Regenbögen?

Obwohl der Reitsport einen gewissen Wohlstand voraussetzt und es auch glücklich machen kann, sich um Tiere zu kümmern, ist ein Pferd wohl nicht das Glücksrezept für jedermann. Vom finnischen Wodka bis hin zum neuen Fernseher oder dem Sportwagen wird klar, dass die hedonistische Lebensweise auf kurzfristige Genüsse konzentriert ist, die schnell wieder vergehen. Im Vergleich der erfolgreichen Wege zum glücklich werden lediglich besser als die Jagd nach dem Ende des Regenbogens. Als Mittel der Motivation können Objekte kurzfristig dienen und einige schwören nach einer harten Woche auf den Kauf neuer Schuhe. Doch allgemein kann sicher gesagt werden, dass Gesundheit, langfristige Planung, soziale Kontakte, Hobbys und Möglichkeiten, sich selbst und individuelle Bedürfnisse zu verwirklichen, bei einem gewissen materiellen Wohlstand Garanten für dauerhafte Glückseligkeit sind.