Burnout - wenn Stress auf Arbeit krank macht
Obwohl es sich bei Burnout offiziell noch immer um keine Krankheit handelt, sind Folgen für die Gesundheit schwerwiegend. Von Symptomen, Therapien und wie Burnout verhindert werden kann.

Mit der Corona-Pandemie kam eine Burnout Welle über Deutsche Kliniken. Angst vor der Zukunft, Unsicherheit, Hilflosigkeit und ein Gefühl der Ohnmacht sind es, welche Menschen in die Burnout-Überlastung abrutschen lassen. Wie vermeiden Sie Burnout? Was sind Warnzeichen?
Die Zahl der Krankentage wegen Burnouts habe sich von 2011 bis 2020 um 36 % erhöht, wie aus Daten der AOK hervorgeht. Im Jahr 2020 - also schon zu Anfang der Coronapandemie - waren es 4,5 Millionen Fehltage in Deutschland, die hochgerechnet auf 40 Millionen Krankenversicherte anfielen, so weiter.
Dabei ist die Diagnose nicht immer einfach. Laut WHO handelt es sich bei der Stresserscheinung Burnout um besondere Symptome als Resultat von arbeits- bzw. Berufsstress, der nicht bewältigt wird.
Mit steigendem Bewusstsein in den Unternehmen kann Betroffenen früh geholfen werden. Burnout kommt nicht von heute auf morgen - man spricht von Burnout Phasen, in denen sich die Symptome abzeichnen. Wir geben Tipps wie Sie Burnout früh erkennen können und effektiv mit ärztlicher Hilfe und Karriereplanung dagegen vorgehen.
Die 7 Phasen von Burnout
Hier finden sie alle Phasen des Burnout Syndrom
Burnout als Berufskrankheit - Burnout Symptome, Behandlung und Prävention
Schon vor der Pandemie litt etwa jeder Fünfte unter seelischen Störungen. In sensiblen Berufsgruppen spitzten sich die Zahlen besonders drastisch zu. 98 % der Mediziner aus verschiedenen europäischen Ländern gaben an, unter akuten Erschöpfungserscheinungen zu leiden. Auch die fehlende Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben im Homeoffice, Kinderbetreuung und die Ungewissheit sorgten für zusätzlichen Stress.
Doch wie umgehen mit der Krankheit, die eigentlich keine ist? Ein großer Teil des Problems ist die Angst, Schwächen einzugestehen. Burnout Syndrom (Burn-out Syndrom) wird auch heute noch von manchen als Zeichen gewertet, dass Angestellte mit der Situation und dem Arbeitspensum überfordert sind - Burnout passt nicht in die Leistungsgesellschaft.
Dabei sind es oft die Rahmenbedingungen und eben diese unberechtigte Angst, welche die Entstehung von Burnout anfeuern. So wie es eben in Kliniken zur Corona Zeit ist, in denen Überarbeitung auf Angst vor einer ungewissen Zukunft treffen.
Was ist Burnout?
Obwohl einige Quellen behaupten, dass Burnout (deutsch auch Burn-out) nach aktueller Klassifikation eine Krankheit ist, gilt nach wie vor, dass es sich um Symptome handelt, die aus einer fehlenden Verarbeitung von Einflüssen aus dem Arbeitsleben resultieren. Was bedeutet das?
Burnout Definition WHO
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Burnout in der 11. Version der “internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme” (ICD-11) als Resultat von Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich bewältigt werden kann.
Symptome oder Burnout Anzeichen werden in drei Dimensionen definiert:
- Gefühl der Energielosigkeit oder Erschöpfung (energy depletion or exhaustion)
- Gesteigerte Distanz zum Beruf, negative Gedanken oder Zynismus im Bezug auf Beruf (mental distance, negativism or cynicism)
- Gefühl der Ineffektivität und Fehlen von Ergebnissen (ineffectiveness, lack of accomplishment)
Das Symptom Burnout - so weiter - beziehe sich spezifisch auf Phänomene im Berufskontext und sollte nicht für die Beschreibung von Erfahrungen aus anderen Lebensbereichen verwendet werden. Dabei zeigen Symptome jedoch Auswirkungen auf das Privatleben.
Burnout als Erschöpfungsdepression
Der Begriff der Erschöpfungsdepressionen hat sich für die Beschreibung des Burnouts etabliert. Zwar lassen bestimmte Symptome wie die Energielosigkeit und Erschöpfung einer Depression Vergleiche zum Burnout zu. Besonders in den letzten Phasen einer Burnout-Erkrankung gibt es starke Parallelen, doch muss für eine erfolgreiche Diagnose und Behandlung abgegrenzt werden.
Burnout und Krankschreibung
Sich bei Burnout krankschreiben lassen ist möglich. In schwereren Fällen ist eine Krankschreibung bei Burnout von bis zu sechs Wochen oder länger denkbar. Frühe Handlung und Therapie sind wichtig. Wenn das Krankheitsbild sich etabliert und verfestigt, drohen längere Ausfallzeiten. Eine lange dauernde Krankheit von 18 Monaten kann nach Urteilen Grund für eine Kündigung sein. Aber auch häufige kurze Erkrankungen können als Grund geltend gemacht werden.
Die Ausfallzeit für psychische Erkrankungen beträgt laut AOK im Durchschnitt 30,3 Tage. In vielen größeren Unternehmen gibt es heute geschulte Burnout-Beauftragte, welche als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Burnout Phasen
Das Theodor-Wenzel-Werk e. V. (TWW) betreibt Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens in Berlin. Als Spezialisten für die Behandlung psychischer Erkrankungen findet sich auf der Homepage des TWW eine Definition von Burnout-Phasen, an welche diese Übersicht angelehnt wurde.
Bestimmte Stadien weisen Ähnlichkeiten auf und können individuell variieren. Umso deutlicher Sie bei Angehörigen oder sich selbst Zeichen erkennen, umso dringender sollte das Gespräch gesucht und ein Arzt konsultiert werden.
1. Anfangsphase
In der ersten Phase opfern sich Betroffene voll der Arbeit auf und stellen die Identität als Privatperson zurück. Diese frühe Phase ist auch ein Ausgang dafür, dass später kein Ausgleich zum Stress bzw. keine Bewältigung stattfinden können.
Diese Phase erkennen Sie an:
- Zeitmangel
- Gefühl der Unentbehrlichkeit
- Verleugnung von privaten Bedürfnissen
- Einschränkung des sozialen Lebens
- Verdrängung von beruflichen Rückschlägen
2. Erschöpfungsphase
In dieser Phase, die manchmal auch als 1. Phase der Symptome einer Erkrankung definiert wird, zeigen sich die Folgen der Überarbeitung.
Diese Phase erkennen Sie an:
- Energiemangel
- Schlafstörungen
- Schlafentzug
- erhöhte Unfallgefahr
- Anfälligkeit für Krankheiten
3. Mangelndes Engagement, wachsende Ansprüche
In dieser mittleren Phase scheint es so als drängten sich Betroffene in den Mittelpunkt. Dabei beginnt auch eine Abschirmung durch überzogene Erwartungshaltung, bzw. Vorwürfe der unerfüllten Erwartungen an Personen im Privatumfeld.
Diese Phase erkennen Sie an:
- schwindendes Engagement (später erscheinen, eher gehen, längere Pausen)
- mangelnde Wertschätzung
- Zynismus
- negative Grundhaltung gegenüber Kollegen
- Dienst nach Vorschrift (nur das Nötigste)
- Entpersonalisierung (in sozialen und Pflegeberufen)
- überzogene Erwartungen an Partner Familienmitglieder
- keine Kraft oder Geduld für Erziehungsaufgaben
4. Emotionale Reaktionen
Diese Phase resultiert aus der nun überhandnehmenden Frustration. Aggressionen, Angst, Niedergeschlagenheit und andere emotionale Überreaktionen bestimmen die Phase.
Diese Phase erkennen Sie an:
- Leere
- Hilflosigkeit
- schwindendes Selbstwertgefühl
- Angst
- Pessimismus
- Antriebslosigkeit
- Schuldzuweisungen
- emotionale Überreaktionen
- Konflikte mit Dritten
- Intoleranz
- Zorn
5. Starker Leistungsabfall
Nachdem bereits die Leistungsbereitschaft gesunken ist, folgt in dieser Phase das Unvermögen, die Aufgaben zu bewältigen. Es geht nichts anderes mehr als das Minimum. Komplexe Aufgaben und Entscheidungen überfordern Betroffene.
Diese Phase erkennen Sie an:
- Schwarz-Weiß-Denken
- Unvermögen
- Fehler
- Vergesslichkeit
- Ablehnen von Veränderungen
6. Rückzug
Aufkommende Einsamkeit resultiert daraus, keine Energie mehr für soziale Beziehungen zu haben. Dadurch entfallen letzte Möglichkeiten, den Stress im sozialen Umfeld aufzuarbeiten.
Diese Phase erkennen Sie an:
- Energiemangel
- Einsamkeit
- sozialer Rückzug
- Gleichgültigkeit
- Aufgabe der privaten Tätigkeiten
7. Psychosomatische Phänomene
Spätestens in dieser Phase zeigen sich Auswirkungen der Psyche auf die Physis. Gewohnheiten und das Verhalten ändern sich, es werden Ventile für die Belastung gesucht (Drogen, Essverhalten u. A.).
Diese Phase erkennen Sie an:
- akute Schlafstörungen
- Muskelverspannungen
- Rücken- und Kopfschmerzen
- Auswirkungen auf Herz-Kreislauf
- Verdauungsprobleme
- starke Gewichtsveränderung
- erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten
8. Burnout-Depression
In dieser Phase ähneln die Folgen des Burnout sehr stark denen einer Depression. Man spricht auch von schwerer Burnout-Depression.
Diese Phase erkennen Sie an:
- Hoffnungslosigkeit
- Suizidgedanken
- Freudlosigkeit
- Gleichgültigkeit
Was tun gegen Burnout?
Ursachen für Burnout und Burnout Anzeichen können variieren und sind manchmal abhängig vom Charakter des Menschen. So zeichnen sich auch die Phasen je nach Charakter der Betroffenen unterschiedlich stark ab. Schwer ist immer die Selbstdiagnose, weswegen eine allgemeine Achtsamkeit und der Dialog mit Freunden, Familie und Kollegen hilfreich sind.
Das Gefährliche an psychischen Erkrankungen, Seelenleiden und Stress ist schließlich, dass man den Kontakt zu sich selbst und der Realität verliert, weswegen Selbstdiagnosen oder ein Burnout Selbsttest oft nur schwer bis unmöglich sind. Professionelle Hilfe und Burnout Therapien schützen vor schlimmen Krankheitsverläufen.
In frühen Phasen und vor allem der hier als Phase 1 beschriebenen Stadien ist es wichtig, die richtigen Gründe zu erkennen. Faktische Veränderungen wie Schlafstörungen, Unkonzentriertheit, Überforderungen und Veränderungen der Gemütslage dürfen dann nicht kleingeredet werden.
Die Änderung der Ausgangsbedingung und ein gewisses Netzwerk, welches ein Empowerment zulässt, gelten als wirksame Burnout Prävention.
Netzwerk für Stressbewältigung
Mit geschulten Verantwortlichen, den Kollegen, in Therapiestunden oder mit Familie und Freunden sollten Netzwerke aufgebaut werden, um über Stress sprechen und diesen dadurch bewältigen zu können.
Der Wegfall der sozialen Verbindungen ist im Burnout Verlauf selbst ein Grund dafür, dass sich die Probleme und Beschwerden zuspitzen. Auch in sozialen Einrichtungen, bei Arbeitgeberverbänden und dem Hausarzt kann früh Hilfe gesucht werden.
Effektives Stressmanagement durch Hobbys, gezieltes Abschalten, einen klaren Strich zwischen Privatleben und Beruf ziehen sowie Therapien zeigen wirksame Ansätze.
Karriereschritte für mehr Sicherheit
Auch berufliche Veränderungen wirken dem Burnout entgegen. Anstatt bei Stress den Arbeitsplatz oder den Beruf zu wechseln, bieten Fortbildung und Weiterbildung eine frühe Prävention. Durch den beruflichen Aufstieg auf ein höheres Niveau können Sie Aufgaben dirigieren und sind sich aufgrund eines höheren Wertes am Markt und im Unternehmen ihrer Position in Krisenzeiten sicherer.
Als frühe Prävention eignet sich berufliche Bildung mit dem Aufstieg auf der Karriereleiter vor allem in Berufen, in denen Sie eine hohe Belastung durch hohes Aufkommen einfacher Aufgaben verspüren. Im Service bedeutet die kaufmännische Fortbildung als Fachwirt und Fachwirtin dann, dass die Arbeit nicht mehr hauptsächlich aus Kundenkontakt oder Telefondienst besteht. In Pflegeberufen bedeutet die Aufstiegsfortbildung beispielsweise als Gesundheits-/Sozialfachwirtin, dass Abwechslung hergestellt oder durch den Aufstieg auch Chancen der Neuorientierung geschaffen werden.
Fortbildung stellt allerdings eine Zusatzbelastung durch die Kursdauer von einem Jahr und die Prüfung dar, weswegen sich die Prävention durch den beruflichen Aufstieg dann eignet, wenn Sie noch Kraft für Veränderungen haben und einem schlimmen Verlauf dauerhaft vorbeugen wollen.
Kein Ersatz für Burnout Therapien
Burnout ist mehr als einfach emotionale Erschöpfung oder viel Stress. Vorbeugende Ansätze können eine Therapie für Erkrankte nicht ersetzen. Sobald Sie die Phasen durchlaufen, können zusätzliche Belastungen einer Verbesserung auch im Weg stehen. Prüfen Sie früh Möglichkeiten mit der Unterstützung des Hausarztes.
Weiterbildungen und Fortbildungen steigern die Zufriedenheit am Arbeitsplatz und verhindern, dass Sie überhaupt erst in die Abwärtsspirale Burnout abrutschen. Durch die berufliche Verbesserung schätzen Sie sich selbst und Ihre Tätigkeit mehr, bekommen mehr positives Feedback aus dem Privatleben und Zufriedenheit aus Aufgaben, die einen größeren Unterschied machen.