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Arbeiten im Homeoffice – vom Corona-Symptom zum Trend

Etwa ein Viertel der Deutschen arbeitet seit Corona regelmäßig im Homeoffice. Einfach ist das nicht immer, doch könnte Heimarbeit ein Trend werden. Wie steht es um die technische Umsetzbarkeit des Homeoffice, Arbeitsrecht und das Bedürfnis der Heimarbeit in Teilzeit nach der Pandemie?

Eine Verpflichtung zum Homeoffice gibt es selten – lediglich freigestellt ist die Arbeit von zu Hause in vielen Fällen. Der Grund dafür liegt in den strengen Regularien rund um das richtige Homeoffice oder dem Telearbeitsplatz.

Die Arbeit im Homeoffice scheint auf den ersten Blick Vorteile zu haben: Kein Stress in der Rushhour, niedrige Ansteckungsgefahr und die Zeit für den Arbeitsweg kann sinnvoller verbracht werden. Doch während der Corona Pandemie war das mobile Arbeiten und das Homeoffice mit rundum Kinderbetreuung und Lockdown selten angenehm und hatte dadurch einen Einfluss auf die Wahrnehmung des Homeoffice.

Die Politik reagierte auf die neue Welle der Heimarbeit mit der Absicht, das Homeoffice gesetzlich zu verankern. Da könnte für kleine und mittelständige Unternehmen mit ein paar Hürden einhergehen, die vor allem in den Kosten für die Ausstattung schlummern.
Wie unterscheidet sich das Corona-Homeoffice von einem echten Telearbeitsplatz? Welche Vorteile hat das Homeoffice und welche Hürden sind mit der mobilen Arbeit von Zuhause verbunden?

Homeoffice – zwischen Freude und Stress im heimischen Büro

Haben Sie im Homeoffice schon zugenommen? Laut einer Umfrage der DAK sollen bei 30 Prozent der Personen, die in den eigenen vier Wänden arbeiten, die Waagen plötzlich nach oben ausschlagen. Auch bewegen sich etwa 70 Prozent im Homeoffice weniger. Doch hat das nur etwas mit Homeoffice zu tun?

Im Jahr 2021 wird Homeoffice aufgrund der Bedingungen unter der Pandemie anders erlebt. Dass Homeoffice Vorteile bedeuten kann, gerät durch Ausgangsbeschränkungen, Notbremsen, geschlossene Schulen und Kindergärten für manche eher in den Hintergrund. Doch auch in der besonderen Situation sieht die Mehrheit positive Seiten am Homeoffice.

Viele sehen Vorteile im Homeoffice

Auch ist laut Gesundheitsumfrage aus 2020 der Anteil der Personen, die einen Nachteil in der Digitalisierung sehen, um 80 Prozent gesunken. Für 77 Prozent ist sogar eine bessere Vereinbarung von Familie und Beruf möglich.

Die Folgen der Digitalisierung und die Vorteile des Homeoffice scheinen sogar zu überwiegen, wie aus der DAK-Studie weiter hervorgeht: Ein dreiviertel der Befragten möchte auch nach Corona zumindest anteilig weiter von zu Hause arbeiten: Homeoffice bedeutet sogar weniger Stress - was auch die vielen Forderungen der Gewerkschaften zum Recht auf Homeoffice begründet.

Gewisse Nachteile hat das Homeoffice für junge Menschen unter 30: Nur etwa die Hälfte schaffe es, zwischen Leben und Beruf eine klare Linie zu ziehen. Auch persönliche Besprechungen oder das Vorhandensein bestimmter Unterlagen vermissen manche der Heimarbeiter.

Politik und Homeoffice – Recht auf Homeoffice? Noch nicht wirklich

Die Politik reagierte auf die intensiven Forderungen der Arbeiter und der Gewerkschaften. Zum Arbeiten gezwungen und somit dem Risiko der Ansteckung ausgesetzt zu sein, wäre eine Zumutung und sorgte während der Pandemie beispielsweise bei Schlachtereien für Skandale.

Sie sind genervt vom Homeoffice? Wie wäre es in einem Job, in dem Sie permanent einem Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind, weil keine Heimarbeit möglich wäre? Doch der Rechtsanspruch auf Homeoffice ist nach wie vor umstritten. So rückte der Arbeitsminister Hubertus Heil im November 2020 zunächst von den Plänen des "Rechts auf Homeoffice" ab.

Mitte 2021 hat sich nur wenig an der Situation geändert: Ein Recht auf Homeoffice muss nur eingeräumt werden, wenn die Infektionsschutzmaßnahmen dies forderten. Die positive Rückmeldung der Arbeitnehmer zum Thema Homeoffice und die starken Forderungen des DGB und verschiedener Experten stoßen zumindest teilweise auf Hürden, da ein Homeoffice mit guten Bedingungen aktuell einen deutlichen Mehraufwand für Arbeitgeber bedeutet.

Unterschied Corona-Homeoffice und Telearbeitsplatz

In der aktuellen Situation gibt es viele Personen, die freiwillig im Homeoffice arbeiten. Mit einem richtigen Telearbeitsplatz und den speziellen Anforderungen hat die Arbeit am Notebook allerdings nur wenig zu tun. Wenn ein Arbeitgeber den Arbeitnehmer zur Arbeit im Homeoffice, also an einem Telearbeitsplatz verpflichtet, müssen besondere Regelungen eingehalten werden. Diese betreffen beispielsweise die gesundheitskonforme Einrichtung des heimischen Arbeitsplatzes. Bestimmungen sind in der Verordnung über Arbeitsstätten (Arbeitsstättenverordnung - ArbStättV) zu finden.

Die Arbeit am Telearbeitsplatz muss vertraglich vereinbart werden. Wenn ein Unternehmen beispielsweise einen Mitarbeiter im Homeoffice - Telearbeitsplatz sucht, dann ist die besondere Form der Beschäftigung im Arbeitsvertrag verankert. Das ist bei dem Not-Homeoffice, wie es zu Corona-Zeiten stattfindet, nicht der Fall.

Homeoffice: Einrichtung zahlt Arbeitgeber

Nur wenn beispielsweise die geeigneten Sitzmöglichkeiten, ein separater Monitor, Computer mit Tastatur und Maus zur Verfügung stehen, könne Haltungsschäden oder Muskelerkrankungen vorgebeugt werden. Der Arbeitsschutz muss auch am Telearbeitsplatz gewährleistet sein und eine klare Trennung zwischen Beruf und Freizeit ermöglicht werden.

Aktuell regelt das Gesetz ganz klar: Ein echtes Homeoffice, also ein Telearbeitsplatz, muss vom Arbeitgeber finanziert werden. Dazu gehören prinzipiell auch der Internetanschluss, Büromöbel und alle Verbrauchsgegenstände. Für Arbeitnehmer dürfen durch die Arbeit am Telearbeitsplatz keine Mehrkosten entstehen.
Die Mehrkosten, die von Computermaus bis zum Bürostuhl oder einem sicheren Cloud-Arbeitsplatz entstehen, könnten manche Unternehmen in der so schon teils schwierigen Corona-Zeit finanziell überfordern.

Dazu kommt, dass auch nicht jeder Arbeitnehmer über die Räumlichkeiten verfügen dürfte, um einen kompletten Arbeitsplatz nach Vorschriften des Arbeitsschutzes in der eigenen Wohnung einzurichten - für ein Paar, welches im Homeoffice arbeitet, wäre für ein Telearbeitsplatz ein zusätzliches Zimmer notwendig. 

Datenschutz im Homeoffice - kein Neuland

Im Homeoffice besteht zudem die Frage des Datenschutzes. Wie umgehen mit sensiblen Daten, die sonst sicher auf den Datenträgern der Firma oder auf den verschlüsselten Servern gespeichert werden? 

Informationen zur Heimarbeit während der Kontaktbeschränkungen regeln, wie mit digitalen und Papierunterlagen umgegangen werden sollte. Hinweise gab beispielsweise der Berliner Beauftragte für Datenschutz und Informationssicherheit im März 2020.

Von der Verschlüsselung wichtiger Daten und Informationen auf Speichergeräten und Festplatten sowie dem richtigen Umgang mit Passwörtern und ausgedruckten Unterlagen sind Datenschutzmaßnahmen in den folgenden Bereichen des Homeoffice zu beachten:

  • Papierunterlagen
  • Informationstechnik–Datenspeicher
  • Informationstechnik –Geräte
  • Informationstechnik –Netze
  • Informationstechnik –Sicherheit
  • Kommunikationstechnik

 

Weitere Informationen zur Sicherheit im Homeoffice für Ihr Unternehmen finden Sie auch in: 

Doch auch Datenschutzbestimmungen können durch moderne Unternehmenssoftware und Cloud-Lösungen bereits erfüllt werden. BYOD, Bring your own device - Moderne Unternehmenssoftware macht es heute schon möglich, dass Sie auf Ihren eigenen Endgeräten wie aus dem Büro arbeiten und klare Richtlinien zu sensiblen Daten einhalten.

Homeoffice wird bleiben

Die Rahmenbedingungen und auch das Bedürfnis, nach der Pandemie das Homeoffice gelegentlich dem Büro vorzuziehen, rücken Heimarbeit in ein neues Licht.

Zwar mag es für viele nicht einfach sein, während der Pandemie das ganze Leben in die eigenen vier Wänden zu verlagern, doch sind vor allem manche Schichten, bei denen sich das Leben auf engstem raum abspielt und manchmal nur ein Computer pro Familie zur Verfügung steht, wirklich hart von den Bedingungen während der Pandemie getroffen.

Sind nach der Pandemie Kinder im Kindergarten und der Schule, wird es für viele leichter im Homeoffice zu arbeiten. Ohne Lockdown werden die Stunden im eigenen Büro zur Möglichkeit für die bessere Work-Life-Balance. Beispielsweise indem der stundenlange Arbeitsweg für Pendler gelegentlich entfallen kann oder wir am Montag einfach eine halbe Stunde länger schlafen und Jogginghosen am Heimarbeitsplatz sitzen - bei voller Leistungsfähigkeit und Konzentration natürlich.

Die Frage für die nahe Zukunft wird sein, ob die Politik faire Rahmenbedingungen für die Freiheit zum Homeoffice schafft, ohne die Rechte und Pflichten der Telearbeit aufzuweichen. Mit der Freistellung und einem Recht auf Homeoffice, welche die Arbeit von zu Hause ermöglichen, gibt es genug Gestaltungsräume, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen profitieren.