Betriebswirtin - Chancen, Gehalt & Voraussetzungen
Mit dem höchsten beruflichen Bildungsabschluss der IHK qualifizieren sich Frauen für den Weg an die Spitze. Doch der Vergleich zum Gehalt der Männer bestätigt die Ungleichheit. Warum lohnt es sich trotzdem, die Weiterbildung abzuschließen?

Auch im 21. Jahrhundert sind Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert und werden schlechter bezahlt. Der Fokus auf die berufliche Bildung zur Betriebswirtin zeigt deutliche Unterschiede. Doch bringt die Fortbildung auch Chancen.
Mit dem Abschluss Betriebswirtin und Technische Betriebswirtin qualifizieren Sie sich auf Niveau 7 des Deutschen Qualifikationsrahmens - die höchste Bildungsstufe, die außerhalb einer Universität erreicht werden kann. Master Professional in Business Management (CCI) und Master Professional in Technical Management (CCI) lauten die Name der Abschlüsse im Europäischen Qualifikationsrahmen.
Die Voraussetzungen für den Zugang zur Bildungsmaßnahme und das Bestehen sind die Gleichen wie bei den Männern: Das erfolgreiche Bestehen der Fortbildung auf Bachelorniveau DQR Niveau 6. Der Abschluss qualifiziert für Tätigkeiten auf höchstem Niveau und soll Chancen für den Aufstieg in das obere Drittel der Unternehmenshierarchie mitbringen.
Doch welche Chancen haben Frauen im Berufsalltag. Nur 21 % der Führungspositionen in Deutschland sind schließlich durch Frauen besetzt, heißt es laut Global Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums - schlechter ist es nur in Ländern wie der Vereinigten Arabischen Emirate oder Indien.
Gesellschaftliche Ungleichheit: Glass Ceiling und Sticky Floor
Im Jahr 2020 lag der Anteil der Frauen in Fortbildungen auf Bachelor und Masterniveau bei 74,90 %, so die IHK Fortbildungsstatistik. Doch einige Jahre zuvor waren nur 10 % aller beschäftigten Männer und nur 4 % aller beschäftigten Frauen wirklich in Führungsposition. Darüber hinaus verdient eine über 55-jährige Betriebswirtin fast 1.000 € weniger als ein Betriebswirt im gleichen Alter.
In der Wissenschaft haben diese Phänomene auch Namen. Der Glass Ceiling Effect (auch Gläserne Decke) bezeichnet das Phänomen, dass Frauen trotz gleicher oder sogar besserer Bildung im Firmen nicht so hoch aufsteigen wie Männer. Der Sticky Floor Effekt erklärt hingegen, dass das Gehalt vergleichsweise am Boden bleibt.
Ausnahme in der Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen sind “Care” Berufe, so z.B. erreichbar durch die Betriebswirtin für Management im Gesundheitswesen. In Gesundheits - und Sozialwesen und der privaten Dienstleistungsbranche waren 2006 knapp 40 Prozent der Führungspositionen durch Frauen besetzt. 2017 waren es laut Statistischem Bundesamt 61,3 %.
Gehalt der Betriebswirt/-innen im Vergleich
Betriebswirt/in
Alter Arbeitnehmer/-in | Betriebswirtin Gehalt | Vergleich Männlicher Kollege |
U25 | 3.491 € | 3.601 € |
25-54 | 4.503 € | 5.305 € |
Ü55 | 4.976 € | 5.838 € |
Technischer Betriebswirt/in
Alter Arbeitnehmer/-in | Technische Betriebswirtin Gehalt | Vergleich Männlicher Kollege |
U25 | 3.491,00 € | 3.601,00 € |
25-54 | 4.503,00 € | 5.305,00 € |
Ü55 | 4.976,00 € | 5.838,00 € |
Betriebswirt/in für Gesundheitswesen
Alter Arbeitnehmer/-in | Betriebswirtin für Management Gesundheitswesen Gehalt | Vergleich Männlicher Kollege |
U25 | keine Daten | keine Daten |
25-54 | 3.107,00 € | 4.261,00 € |
Ü55 | 3.315,00 € | keine Daten |
Was sind Gründe für Ungleichheit?
In “Frauen in Führungspositionen: Chancen und Risiken durch die COVID-19-Pandemie” stellen die Autoren Vivien-Sophie Gulden und Prof. Dr. Stephan L. Thomsen des Leibniz Forschungszentrum Wissenschaft und Gesellschaft (LCSS) der Leibniz Universität Hannover Gründ für die Ungleichheit vor, die in wissenschaftlichen Analysen hervorgehen.
- Rollenmodelle und Geschlechterstereotype
- Kulturelle und soziale Normen
- steuerlichen Anreize des Ehegattensplittings
- Einschränkungen Vereinbarkeit Familie und Beruf (https://lessons2go.de/magazin/artikel/vereinbarkeit-von-familie-und-beruf.html)
- Führungspositionen an Lebensrealität von Männern ausgerichtet
- Mutterschaft, Teilzeitarbeit und Unterbrechungen der Karriere
- fehlende Sichtbarkeit von Frauen in Führungspositionen
- Frauen setzen andere Prioritäten für Beruf, Karriere und Einkommenserwartungen
Diese Gründe stellen keine Rechtfertigung der Ungleichheit dar, doch zeigen Ansätze, an denen gegen die Ungleichheit vorgegangen werden kann. Viele der Gründe können zudem nicht erklären, warum in gleichen Berufen und Anforderungen unterschiedliche Gehälter gezahlt werden. Vielmehr geht es um Erklärungen für die Unterrepräsentation der Frauen in Führungspositionen.
Bildung bleibt beste Chance
Die Gesellschaft ist im Wandel. Die gezielte Förderung von Frauen, Frauenquoten und auch das neue Normal der Arbeitsrealitäten im Homeoffice nach Corona sind Chancen für die Angleichung der Frauen im Beruf. Auch zeigt sich mit Blick auf die Gehälter zwischen Männern und Frauen bei jüngeren Betriebswirtinnen und -wirten, dass die Einkommensunterschiede dort immerhin geringer sind als bei älteren Gruppen.
Doch wie aus dem Global Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums hervorgeht, kann es bei der aktuellen Geschwindigkeit der gesellschaftlichen Angleichung noch etwa 132 Jahre dauern, bis Frauen und Männer im Beruf gleichberechtigt sind.
Das ist zu lange, um uns im privaten Lebensalltag und der Karriere zu helfen. Für die Eigeninitiative und Lebensgestaltung gilt: Um als Frau bessere Chancen zu genießen und sich besser durchsetzen zu können, nehmen Bildung und Berufserfahrung wichtige Stellenwerte ein.
Durch Frauen in Führungspositionen von Unternehmen und in der Wissenschaft wird der Wandel angefeuert. Die Abschlüsse als Fachwirt und als Betriebswirtin sind ein wichtiges Werkzeug dafür, die Chancen zu verbessern, ein besseres Gehalt zu erzielen aber auch dafür, Frauen in Führungspositionen erfolgreich zu repräsentieren und den vielen Chefinnen von morgen ein gutes Vorbild zu sein.