Lernen lernen - mit 10 (Plus 1) Tipps endlich mehr im Kopf behalten
Effektiv lernen will gelernt sein. Wie viel kann man an einem Tag lernen? Wie lernen Gedächtnisweltmeister? So bleiben die trockensten Fakten hängen. Unter Zeitdruck effektiv lernen, im Studium Bestnoten erzielen und auch die langweiligsten Fakten förmlich aufsaugen - obwohl unser Gehirn noch nicht vollkommen erforscht wurde, sind einige Fakten bereits bekannt und Lernwerkzeuge erprobt. So haben wir im Gegensatz zu einem Computer keinen Speicher, der irgendwann voll ist: Umso mehr wir wissen, umso leichter lässt sich neues Wissen aneignen. Was sich beim Sprachenlernen besonders verdeutlicht, gilt auch für die trockensten Fakten wie Jahreszahlen, Umrechnungswerte und langweilige Fächer an der Universität. Die Frage danach, was Sie an einem Tag lernen können, sollten Sie sich nie stellen müssen. Um effektiv zu lernen gilt es, Stress zu meiden, langfristig zu planen und etwas Kreativität zu zeigen.

10 (Plus 1) Tipps für effektiveres Lernen
Mit höchster Konzentration effektiv und in möglichst kurzer Zeit lernen - egal wie groß der Zeitdruck ist. Dieser Wunsch dürfte allen aus der Schule bekannt sein. Und irgendwie ist es auch unfair, dass es kein Schulfach mit dem Thema "effektiv lernen" oder "schnell auswendig lernen" gab. Denn richtiges Lernen will gelernt sein.
1. Richtige Ernährung
Um langfristig Leistung zu bringen und zu lernen, sind ein fallender Blutzuckerspiegel oder ermüdende Fertiggerichte keine Lösung. Genug frisches Wasser und eine ausgewogene Ernährung schaffen die Basis für geistige Leistungen. Statt auf Schokolade und andere Zuckerbomben sollte während des Lernens auf Obst und Nüsse gesetzt werden. Genug Wasser zu trinken verhindert ein Gefühl der Benommenheit und Konzentrationsmangel.
2. Ablenkungen minimieren
Hunderte Fotos an der bunt gestrichenen Wand, der Facebook-Account im Blick und im Hintergrund die Lieblingsmusik - klingt abwechslungsreich, es ist aber kontraproduktiv. Ablenkungen sollten vermieden werden. Umso mehr Einflüsse auf uns einhageln, umso unkonzentrierter sind wir. Untersuchungen haben gezeigt, dass Musik das Gehirn schneller müde macht. Die geringste Ablenkung bestehe beim Hören von monotoner und bekannter Musik. Eine Steigerung der Effektivität durch Mozart und Co. ist also nicht garantiert. Der Haken an einem ruhigen Umfeld: Wenn es still ist, lenken auch die leisesten Umgebungsgeräusche ab. Naturgeräusche oder Noise-Cancelling-Funktion können Abhilfe schaffen.
3. Ein Haus aus Informationen
Einige Menschen geben an, im Badezimmer am effektivsten lernen zu können - ob es am Geräusch der elektrischen Zahnbürste oder den monotonen Fliesen liegt, wurde noch nicht erforscht. In welchem Raum wir effektiv lernen, ist unterschiedlich. So fühlen sich manche in der Küche und andere durch die Ruhe des Schlafzimmers beflügelt. Mit Lernmaterialien in allen Räumen der Wohnung stellen Sie fest, wo Sie effektiv lernen. Zudem umgibt Sie der Lernstoff so die gesamte Zeit und bleibt aktiv als Netzwerk aus Informationen im Kopf. Nur im Bett sollten Sie nicht lernen, da dies später Probleme beim Einschlafen bereiten könnte.
4. Genug Schlaf
Schlafforscher empfehlen, dass man sich etwa neun Stunden pro Nacht Zeit nimmt, um inklusive zu Bett gehen und Einschlafen, auf die nötigen 7 bis 8 Stunden Ruhe mit Tiefschlafphasen zu kommen. Dies ermöglicht dem Gehirn, Gelerntes und Erlebtes zu verarbeiten. Weniger als 7 Stunden Schlaf sollten es dauerhaft auf keinen Fall sein. Nur etwa ein Prozent der Menschen sind Kurzschläfer und benötigen 6 Stunden Schlaf oder weniger. Im Bett sollte nur geschlafen werden: Lernen, Lesen oder mit dem Smartphone texten lenkt das Gehirn von der Aufgabe "einschlafen" ab. Wie beim Lernen hilft also Konditionierung.
5. Der Spickzettel-Effekt und Lerntagebuch
Am Anfang der Lernphase hilft der Spickzettel-Effekt dabei, die wichtigsten Eckdaten stichpunktartig aufzunehmen. Stellen Sie sich vor, am nächsten Tag wäre eine Prüfung und Sie müssen Spickzettel schreiben, weil Sie nicht gelernt haben. Die Spickzettel (neben Karteikarten funktionieren auch Post-It Zettel) benutzen Sie dann nicht zum Schummeln, sondern zum Lernen - klingt weniger spannend, gibt aber ein gutes erstes Überblickswissen und ermöglicht es, einen Lernplan zu erstellen. Zu jeder Veranstaltung der Universität oder bei der Fortbildung sollte ein Lerntagebuch geschrieben werden. Dieses ist einige Wochen vor der Prüfung gut, um Wissenslücken zu finden und zu schließen.
6. Sprechen, Schreiben, Hören
Eine sehr alte Methode, um Fakten effektiv zu lernen, ist diese aufzuschreiben, auszusprechen und zu hören. Während einige Studenten seitenweise Folien und Aufzeichnungen abschreiben, ist es für andere effektiver, diese aufzunehmen und immer wieder anzuhören. Beginnen Sie mit einer Kombination und konzentrieren Sie sich dann auf die Methoden, die für Sie am besten funktionieren.
7. Verknüpfungen aufbauen, Fakten verbildlichen
Mit Verknüpfungen - und das sagen selbst Gedächtnisweltmeister, die sich in wenigen Minuten die Reihenfolge eines Kartenspiels mit 52 Karten merken können - lernt man auch die trockensten Fakten. Besonders beliebt ist die Methode, sich einen bekannten Weg vorzustellen und mit dem Lernstoff zu verknüpfen. So werden verschiedene Regionen des Gehirns aktiviert und das Lernen wird effektiver. Stellen Sie sich vor, Sie laufen eine bekannte Strecke ab. Verbinden Sie mit jeder Ecke und jedem markanten Punkt ein Wort, einen Fakt oder einen Sachverhalt aus ihrem Lernstoff. Manche üben diese Methode, indem sie mit ein paar Spickzetteln spazieren gehen - aber bitte auf den Straßenverkehr achten! Akustisch-kreative Menschen bringen ihre Synapsen auf Hochtouren, indem sie sich aus dem Lernstoff kleine Lieder basteln.
8. Mit etwas Hilfe der Freunde
Abgefragt zu werden ist gut für das effektive Lernen, weil es eine Prüfungssituation simuliert. Wenn wir selbst einen Fakt auch beim zweiten oder dritten Mal noch nicht wissen, ist das zwar ärgerlich, aber bleibt im Verborgenen. Sobald wir abgefragt werden, sind Probleme und Lücken offen - denselben Lernstoff dann beim zweiten Mal nicht zu wissen, kann auch vor vertrauten Personen peinlich werden. Hilfreich ist es auch, das Gelernte anderen zu erklären - ganz ohne Aufzeichnungen erfahren Sie dadurch, wo Lücken sind. Die Methode ist vor allem für das effektive Lernen von Sachverhalten beliebt. Denn wer etwas erklären kann, hat es sicher auch verstanden.
9. Lernprozess nicht einschlafen lassen
Tage- oder sogar wochenlange Pausen erschweren stetige Lernerfolge. Wie beim regelmäßigen Training für einen Marathon ist auch das Lernen als langfristiger Prozess zu sehen: Das regelmäßige Wiederholen des Prüfungsstoffes verhindert, dass Stresssituationen entstehen und Sie an Effektivität einbüßen. Regelmäßige Übungen sind wie Jogging fürs Gehirn.
10. Doping fürs Gehirn
Frische Luft kann Wunder wirken, Koffein, Tein und Ginkgo-Extrakt aber auch. Natürliche Mittel, welche die Konzentration steigern oder die Motivation erhöhen, sind durchaus erwünscht. Doch auch Kaffee und Co sind keine Allheilmittel und sollten gut dosiert werden. Illegale Mittel zur Leistungssteigerung oder tonnenweise Zucker und Energydrinks sorgen allerdings dafür, dass Sie bald in ein tiefes Loch fallen. Oft ist auch der Placebo-Effekt wirkungsvoll: Wie ein Ritual setzen Sie Teewasser auf, lüften die Wohnung, atmen tief durch und beginnen damit, den Lernstoff zu verinnerlichen.
Unser Zusatztipp für einen freien Kopf und bewusstes Lernen
Haben wir Ihnen wirklich zehn Tipps geliefert oder eine Nummer übersprungen? Um beim Lernen konzentriert und bewusst alle Fakten aufzunehmen, sind Regenerationsphasen wichtige Erfolgsfaktoren: Langer Schlaf mit Tiefschlafphasen (REM-Phasen) allein genügt nicht. Planen Sie in jeder Stunde des Lernens eine bis zwei kurze Pausen ein, in denen Sie sich strecken, ein paar Fitness- oder Yogaübungen machen, aus dem Fenster träumen oder einfach die Augen schließen und versuchen, aktiv an nichts zu denken. 45 Minuten konzentriertes und bewusstes Lernen darf mit 10-15 Minuten Pause belohnt werden. Während des Lernens sollten Social-Media und Smartphone nicht genutzt werden: Facebook, Instagram und das blaue Licht der Displays sorgen für Unkonzentriertheit und senken die Lerneffektivität.
Effektive und beliebte Lernmethoden auf einen Blick:
- Lesen, Hören und Schreiben kombinieren
- sich selbst aufnehmen und dann anhören
- Fakten verbinden, in Mindmaps, mit Bildern oder Wegpunkten verknüpfen
- beim Lernen bewegen, durch Zimmer oder Wohnung laufen
- Post-its und Karteikarten im Haus verteilen
- Fakten verbildlichen und Verknüpfungen aufbauen
- langfristige Ziele setzen: Was kann ich positives mit dem Lernstoff erreichen?
Lernplan vs. Prüfungsangst
Unter Zeitdruck und mit Prüfungsangst im Nacken an einem Tag so viel wie möglich lernen? Sollten Sie nicht schon ein Meister der Lerntechniken sein, geht das selten gut. Stresshormone sind ungesund und bringen uns in einen Zustand, der sich zwar wach anfühlt aber nicht produktiv ist. Gelerntes wird so nicht verarbeitet und schnell wieder vergessen. Abends zu lernen soll zwar am effektivsten sein, doch diese Zeitfaktoren variieren oft von Person zu Person. Finden Sie also heraus, wann Sie wo effektiv lernen. Passen Sie ihren Lehrplan eventuell noch mal an. In einem ruhigen Umfeld mit klarem Kopf Wissen aktiv und bewusst zu wiederholen, zu verbildlichen und zu verknüpfen ist ein erprobtes Erfolgskonzept. Motivieren Sie sich bei anfänglichen Schwierigkeiten mit der Gewissheit, dass es immer leichter wird - egal wann Sie das letzte Mal auf der Schulbank saßen.