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KI in der Schule – Teil 2: Künstliche Intelligenz (KI)

Künstliche Intelligenz (KI) ist keine Beschreibung einer konkreten Technologie.

Was ist natürlich?

„Künstliche Intelligenz (KI)“ ist keine Beschreibung einer konkreten Technologie, sondern wird in der Regel verstanden als eine Menge unterschiedlicher Software, häufig allerdings in Verbindung mit sehr großen Datenmengen und deren Auswertungen.

Kann der Begriff „Künstliche Intelligenz“ Klarheit schaffen?

Das Attribut „natürlich“ steht in der Regel für physikalische bzw. biologische Prozesse, also für all das, was ohne menschliches Eingreifen existiert oder entsteht. Der Begriff geht auf die Fiktion „Natur“ zurück und beschreibt damit zusammenfassend Phänomene, Organismen, Prozesse oder Materialien, die nicht von Menschenhand geschaffen oder wesentlich verändert wurden.

Die Fiktion „Natur“ als ein „Gegenüber zum Menschen“ ermöglicht es, Unterschiede zwischen menschlichem Handeln und der „natürlichen Welt“ zu definieren, und bietet so den Ausgangspunkt für die Diskussion über menschliche Verantwortung und Ethik im Umgang mit der natürlichen Welt.

Was ist künstlich?

In Abgrenzung zu „natürlich“ wird „künstlich“ in aller Regel so verstanden, dass es sich auf das „Menschengemachte“ bezieht, dem das Bemühen zugrunde liegt, die Fähigkeiten der Natur nachzubilden oder zu simulieren.

Bei dem Versuch, „Intelligenz“ zu definieren, wird es noch etwas komplizierter: Intelligenz meint häufig ein multidimensionales Konzept verschiedener kognitive Fähigkeiten. Nicht zuletzt ist Intelligenz damit auch die Kerneigenschaft, die der Mensch sich selbst zuschreibt und damit insbesondere zu erklären versucht, wie die menschliche Evolution möglich war, zumal der Mensch über keine weiteren herausragenden Fähigkeiten verfügt.

In einem weitergefassten Sinne bezieht sich Intelligenz auf die Fähigkeit eines Systems oder eines Organismus, Informationen zu verarbeiten, aus Erfahrungen zu lernen, sich an neue Situationen anzupassen, komplexe Anforderungen zu verstehen und zu manipulieren und logisch zu schlussfolgern oder Probleme zu lösen.

Intelligenz und Mensch

Was kann uns der Begriff „Künstliche Intelligenz (KI)“ also sagen? Ganz nüchtern betrachtet eigentlich ein vom Menschen geschaffenes System, welches Informationen verarbeitet, aus Erfahrungen lernt, komplexe Anforderungen versteht und Probleme löst.

Aber die „nüchterne Betrachtung“ fällt nicht selten schwer. Mit der Verwendung des Begriffes „Intelligenz“ kommt nämlich Huckepack ein großes Thema mit. Dieses Thema beginnt mit einer unvermeidlichen Kränkung des Menschen: Bislang konnte der Mensch die - sich primär selbst zugeschriebene Eigenschaft - „intelligent“ immer aus einer Haltung der Überlegenheit „verleihen“, wenn beispielsweise Delphine, Raaben oder Schimpansen für besondere Leistungen auszuzeichnen waren. Das beruhigende an diesen Auszeichnungen war, dass die generelle „Meisterschaft“ des Menschen nicht in Frage gestellt werden konnte, selbst wenn es dem Schimpansen gelegentlich deutlich besser gelang, Zahlenfolgen, die er nur im Bruchteil einer Sekunde wahrgenommen hatte, wiederzugeben.

Mit so genannten „Large Language Models (LLMs)“ als einer bestimmten Form Künstlicher Intelligenz hat sich der Mensch nun ein Gegenüber geschaffen, das die Selbstgewissheit des Menschen schockartig in Frage stellt: Wie kann ich da mithalten?

Es nutzt hierbei auch nicht viel, dass das potente Gegenüber „künstlich“ ist, also seine Existenz dem Menschen verdankt. Im Gegenteil erwächst aus diesem Argument die zuvor benannte Diskussion über menschliche Verantwortung und Ethik im Umgang mit der natürlichen Welt. Nur dass „natürliche Welt“ nun nicht mehr den Menschen aus der Betrachtung herausnehmen kann.

Vielleicht kann man sagen, dass der Mensch mit dem, was Künstliche Intelligenz begrifflich zusammenfassen soll, sich ein weiteres, unheimliches Gegenüber geschaffen hat. Neben der Natur sieht sich der Mensch nun einer potenten Form maschineller Intelligenz gegenüber.

Kann der Mensch auf der Basis einer tiefgreifenden Kränkung und dem Eindruck aufkommender Verunsicherung und Zukunftsungewissheit vernünftig urteilen? Selbstverständlich muss die Antwort „Ja“ lauten; aber es ist völlig klar, dass die genannten Voraussetzungen und Rahmenbedingungen äußerst erschwerend wirken.

Missverständnisse vorprogrammiert

Der Begriff „Künstliche Intelligenz“ ist in der philosophischen Betrachtung spannend. Für eine pragmatische Diskussion über Entscheidungen bzw. Politik in der Gegenwart wäre ein neutraler Begriff wie beispielsweise „maschinelle Problemlösekompetenz höherer Ordnung“ vielleicht besser gewesen.