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Industriemeister als Alternative zum Handwerksmeister: Ein Überblick

In den letzten Jahren hat sich der Bedarf an qualifizierter Prüfungsvorbereitung für Handwerksmeister erheblich erhöht. Dies hat dazu geführt, dass zunehmend Industriemeister als potenzielle Alternative zum traditionellen Handwerksmeister in den Blick geraten.

Während der Handwerksmeister traditionell bei der Handwerkskammer (HWK) geprüft wird, erfolgt die Prüfung des Industriemeisters durch die Industrie- und Handelskammer (IHK). Dieser Artikel beleuchtet die Möglichkeiten und rechtlichen Rahmenbedingungen für die Eintragung von Industriemeistern in die Handwerksrolle und zeigt auf, wie sie als Ersatz für Handwerksmeister fungieren können.

Eintragung in die Handwerksrolle: Die Grundlagen

Laut der Handwerksordnung (HwO) müssen Handwerker, die gewerblich tätig werden möchten, in die Handwerksrolle eingetragen sein. Diese Eintragung ist zwingend erforderlich, um Schwarzarbeit zu vermeiden und die Qualität im Handwerk sicherzustellen. Es gibt drei verschiedene Verzeichnisse innerhalb der Handwerksrolle, jedes mit unterschiedlichen Eintragungsvoraussetzungen:

  1. Zulassungspflichtige Handwerke (Anlage A der HwO): Erfordert in der Regel eine Meisterprüfung oder eine vergleichbare Qualifikation.
  2. Zulassungsfreie Handwerke (Anlage B1 der HwO): Keine speziellen Voraussetzungen für die Eintragung.
  3. Handwerksähnliche Gewerbe (Anlage B2 der HwO): Keine speziellen Voraussetzungen für die Eintragung.

Industriemeister: Eintragungsoptionen und Voraussetzungen

Industriemeister können unter bestimmten Bedingungen in die Handwerksrolle eingetragen werden. Hierbei sind vor allem zwei Aspekte entscheidend:

  1. Direkte Eintragung (§ 7 HwO): Wenn ein Industriemeister eine Prüfung gemäß § 53 des Berufsbildungsgesetzes abgelegt hat und diese als gleichwertig zur Meisterprüfung anerkannt wird, kann eine Eintragung nach § 7 HwO in Betracht kommen. Dies gilt beispielsweise für Industriemeister der Fachrichtung Elektrotechnik für das Elektrotechnikerhandwerk bzw. für Industriemeister der Fachrichtung Metall für das Metallbauerhandwerk.
  2. Ausnahmebewilligung (§ 8 HwO): In Fällen, in denen keine Eintragung nach § 7 HwO möglich ist, kann eine Ausnahmebewilligung nach § 8 HwO beantragt werden. Hierfür müssen meisterähnliche Kenntnisse und Fertigkeiten nachgewiesen werden, häufig durch eine Prüfung vor einem Gutachter.

Praktische Beispiele

Beispiel 1: Eintragung eines Industriemeisters Elektrotechnik 

Ein Geprüfter Industriemeister der Fachrichtung Elektrotechnik hat nach Aussagen der Handwerkskammern Düsseldorf und Münster die Möglichkeit, nach § 7 HwO in die Handwerksrolle für das Elektrotechnikerhandwerk eingetragen zu werden. Die Anerkennung der Qualifikation erfolgt durch die zuständige Handwerkskammer, die die Gleichwertigkeit der industriellen Prüfung mit der Meisterprüfung feststellt.

Beispiel 2: Eintragung eines Industriemeisters Metall 

Ähnlich verhält es sich für Industriemeister der Fachrichtung Metall, die laut Handwerkskammer Dortmund nach § 7 HwO für das Metallbauerhandwerk eingetragen werden können. Auch hier ist die Anerkennung der Qualifikation durch die Handwerkskammer entscheidend.

Beispiel 3: Eintragung eines Industriemeisters für das Installateur- und Heizungsbauerhandwerk 

Ein Industriemeister der Fachrichtung Elektrotechnik oder Metall, der eine Eintragung in die Handwerksrolle für das Installateur- und Heizungsbauerhandwerk anstrebt, könnte eine Ausnahmebewilligung nach § 8 HwO beantragen müssen. Hierbei sind meisterähnliche Kenntnisse und Fertigkeiten vor einem Gutachter nachzuweisen. Dies wurde von der Handwerkskammer Düsseldorf bestätigt.

Kostenvergleich: Handwerksmeister vs. Industriemeister

Ein weiterer entscheidender Aspekt bei der Wahl zwischen Handwerksmeister und Industriemeister sind die Kosten. Hier gibt es signifikante Unterschiede:

  • Handwerksmeisterkurse: Die Kosten für eine komplette Meisterschule bei der Handwerkskammer liegen zwischen 9.000 und 14.000 Euro. Lernmittel schlagen zusätzlich mit 600 bis 700 Euro zu Buche. Ein konkretes Beispiel:
    • Meister Elektrotechnik (HWK Düsseldorf):
      • Lehrgangsgebühr: 12.380,00 Euro
      • Prüfungsgebühr: 3.690,00 Euro
      • Lernmittel: 900,00 Euro
      • Gesamtkosten: 16.970,00 Euro
  • Industriemeisterkurse: Industriemeisterkurse sind mit 5.000 bis 8.000 Euro deutlich günstiger. Lernmittel kosten hier zwischen 200 und 400 Euro. Ein konkretes Beispiel:
    • Industriemeister Elektrotechnik (lessons2go©):
      • Lehrgangsgebühr: 5.544,00 Euro
      • Prüfungsgebühr (IHK Düsseldorf): 864,00 Euro
      • Lernmittel (optional): ca. 200,00 Euro
      • Gesamtkosten: 6.608,00 Euro

Die Kosten für eine Meisterschule Elektrotechnik oder eine Elektromeisterschule sind somit variabel, je nach gewählter Institution. Bei der Entscheidung für eine Handwerksmeister oder Industriemeister Qualifikation spielen die Kosten für Meisterschule eine bedeutende Rolle.

Vorteile der Durchlässigkeit zwischen Handwerk und Industrie

Die Möglichkeit, einen Handwerksmeistertitel durch einen Industriemeistertitel zu ersetzen, erhöht die Durchlässigkeit zwischen Handwerk und Industrie. Dies schafft optimale Karriereoptionen für Fachkräfte, die flexibel zwischen diesen beiden Bereichen wechseln können. Industriemeister können somit sowohl im industriellen als auch im handwerklichen Sektor tätig werden, was ihre beruflichen Möglichkeiten erheblich erweitert.

Fazit

Die Option, einen Handwerksmeistertitel durch einen Industriemeistertitel zu ersetzen, eröffnet neue Perspektiven im Handwerk. Dies kann insbesondere in Zeiten hoher Auslastung der Meisterschulen eine wertvolle Alternative darstellen. Durch die Anerkennung industrieller Qualifikationen und die Option zur Ausnahmebewilligung wird der Zugang zur Handwerksrolle flexibilisiert, was sowohl für angehende Meister als auch für die Betriebe von Vorteil ist. Zudem sind die Kosten für Industriemeisterkurse in der Regel deutlich geringer, was die finanzielle Belastung reduziert.

Für detaillierte Informationen und individuelle Beratung sollten Interessenten sich direkt an ihre zuständige Handwerkskammer wenden, um die spezifischen Anforderungen und Möglichkeiten für ihre Fachrichtung zu klären. Dies sichert eine rechtsverbindliche und auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Auskunft.